Regie: Ari Aster
Paimon...
Paimon ist in der Dämonologie einer der Könige der Hölle und wird
in verschiedenen Zauberbüchern erwähnt. In diesen Büchern wird er
meistens auf einem Dromedar sitzend beschrieben, er trägt dabei eine
prächtige Krone und ist mit verweiblichten Gesichtszügen versehen. Ihm
voraus geht eine Schar von Männern, die alle musikalische Instrumente
bei sich tragen. Bei seinem Erscheinen brüllt er zunächst. Wenn ein
Geisterbeschwörer ihn herbeiruft, dann sollte dieser nach Nordwesten
blicken, da sich dort die Heimat von Paimon befindet
In Ari Aster gefeiertem Horrordebüt "Hereditary - Das Vermächtnis"
ist dieser Höllenfürst eines der Themen, ein anderes ist die Erblast,
die eine vierköpfige Familie mit sich herum schleppt.
"Hereditary" hat vielleicht das Problem, dass er zu sehr gehypt
wird und mit ganz großen Horrorklassikern wie "Der Exorzist","Shining",
Wicker Man" oder "Rosemarys Baby" verglichen wird, wobei er keinem
dieser Filme wirklich ähnlich ist. Mich erinnert der Film eher an John
Schlesingers 1987 gedrehten Voodoo Schocker "Das Ritual". Ein Film, der
sich mit dem Santeria Kult beschäftigt. Auch Darren Aronofskys "Mother"
weist eine gewisse Verwandtschaft auf.
Auch wenn euphorischen Kritiken, die "Hereditary" bekam, etwas zu
hoch gegriffen sind - dennoch ist der Film tatsächlich ein Lichtblick im
eher schwachen Horrorfilmjahr 2018.
Lange Zeit bleibt der Zuschauer im Dunkel und Regisseur Ari Aster
kann genau in dieser Kostellation seinen Spannungsbogen aufbauen. Ein
sehr innovatives Merkmal kommt dabei der Puppenhaus-Ästhetik zu, die
Szenenbilder sind sehr gemacht.
Ein großes Plus sind auch die vier Darsteller der Familie. Mutter
und Vater werden von Toni Collette und Gabriel Byrne gespielt, die beide
den Film auch mitproduzierten. Auch die Youngster Millie Shapiro und
Alex Wolff sind enorm überzeugend.
Zusammen mit der ungewöhnlich verunsicherten Atmosphäre empfielt sich Ari Asters Film als kleine Perle für jede Halloween Party.
Die Künstlerin Annie Graham (Toni Collette) lebt gemeinsam mit
ihrem Ehemann Steve (Gabriel Bryne) und den beiden Kids Peter (Alex
Wollf) und Charlie (Milly Shapiro) in einem riesigen Holzhaus am
Waldrand. Peter ist 16 Jahre und interessiert sich für seine
Mitschülerin Bridget (Mallory Bechtel). Seine 13jährige Schwester
Charlie ist eher in sich gekehrt und sie ist auch am meisten betroffen
vom Tod der Großmutter Ellen Taper Leigh. Die 78jährige war im Grunde
keine gute Mutter, ihr Sohn erhängte sich im Alter von 16 Jahren und
auch Tochter Annie hat noch lange nicht alle Ereignisse der
Vergangenheit mit ihrer Mutter aufgearbeitet. Nun ist sie aber tot und
Annie wundert sich, warum so viele fremde Menschen zur Beerdigung der
alten Frau kamen. Annie hat ebenfalls Mühe den Tod der Mutter zu
verarbeiten und besucht eine Selbsterfahrungsgruppe. Dort lernt sie die
ältere Joanne (Ann Dowd), die ihr erzählt, dass sie vor kurzem Sohn und
Enkelkind verloren hat. Das Schicksal schlägt wenig später wieder
erbarmungslos zu. Nach einem gemeinsamen Partybesuch von Peter und
Charlie passiert ein schrecklicher Unfall. Charlie stirbt und dann wird
auch noch das Grab der Großmutter geschändet. Mit diesem erneuten
Verlust verstärkt sich aber auch der Konflikt zwischen den Eheleuten
Steve und Annie und noch stärker der Konflikt zwischen Muter und Sohn...
"Hereditary" spielte bei einem Budget von 10 Millionen satte 79
Millionen Dollar ein und war somit ein guter Kommerzieller Erfolg. Dabei
schleicht sich der Horror zwar recht langsam, aber dann immer
intensiver inmitten der Familie ein. Die Mutter schlafwandelt, der Sohn
leidet zunehmend unter nächtlichen, alptraumhaften Visionen. Und der
Vater misstraut seiner eigenen Frau immer mehr. Kein Wunder, denn Annie
wirkt auch auf den Zuschauer immer mehr krank. Denn Annie Arbeiten -
minimalistische Puppenhäuser - gleichen immer mehr den tatsächlichen
Katastrophen, die die Famile durchleben muss.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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