Regie: John Gilling
Nachts, wenn die Teufel Fleisch liefern...
"Der Arzt und die Teufel" vom späteren Hammer-Regisseur John
Gilling entstand 1960 und präsentiert dem Zuschauer eine Neuverfilmung
des amerikanischen Gruselfilms "Der Leichendieb" von Robert Wise, der
auch durch den gemeinsamen Auftritt der beiden Horrorikonen Bela Lugosi
und Boris Karloff zum Klassiker wurde.
Gillings Film erzählt die Schauergeschichte etwas ausführlicher und
fügt der Frankenstein-Story sehr viel Charles Dickens Flair zu. Es war
der erste Film von Peter Cushing, der nicht von den Hammer Films
produziert wurde.
Beide Filme basieren auf der
Horrorgeschichte "The Body Snatchers" des schottischen Schriftstellers
Robert Louis Stevenson, die 1884 erstmalig im Weihnachts-Extrablatt der
Pall Mall Gazette erschien.
In novellistischer Form thematisiert Stevenson zwei
Fälle von abscheulicher Kriminalität des Anatomen Robert Knox, den
Leichendiebstahl und die Beschaffung von Leichen durch Morde.
Dabei hat sich Stevenson auf den wahren Fall von Burke und Hare
berufen, die 1828 im schottischen Edinburgh mindestesn 16 Menschen
ermordeten und die Leichen für die anatomische Forschung gewinnbringend
verkauften.
Während Peter Cushing in diesem Film eine ähnliche Rolle spielt wie
in seinen berühmten "Frankenstein" Filmen, erscheinen Donald Pleasence
und als William Hare und George Rose als William Burke als fiese
Serienkiller, fast wie aus dem Dickens Roman "Oliver Twist"
entsprungen.
Der angesehene Anatom Dr. Knox (Peter Cushing) ist seiner Zeit weit
voraus. Anders als seine rückständigen Kollegen ist er ein Mann, der
der Wissenschaft alles andere unterordnet und auch keine moralischen
Bedenken hegt, wenn er Leichen zum Zwecke der Forschung öffnet und
anatomisch zerlegt.
In einer der ersten Szenen kommt seine Nichte Matha (June Laverick)
zu Besuch. Sie ist etwas schockiert von dem morbiden Treiben, denn
manchmal werden beim Onkel menschliche Kadaver abgegeben, die der
Ärzteschaft legal angeboten werden. Dabie hat Dr. Knox Assistent Dr.
Mitchell (Dermot Walsh) und der junge Student Jackson (John Cairney) die
Aufgabe diese Leichen anzunehmen und die Lieferer gut zu bezahlen.
Da der Anatom sehr bekannt ist, wissen nicht nur seine vielen
Medizinstudenten und die anderen Ärzten von diesen Vorgängen, auch in
der Bevölkderung hat sich herumgesprochen, dass Knox an Toten
herumexperimentiert.
Somit eine ganz gute Geldquelle, was Leichendiebe und Grabräuber
auf den Plan bringt - ja, sogar zwei Schurken namens Burke (George Rose)
und Hare (Donald Pleasence), die immer knapp bei Kasse sind. Burke hat
mit seiner Frau Helen (Renee Houston) eine nicht sehr viel Geld
abwerfende Pension und nun ist auch noch ein Untermieter dort gestorben,
der die Miete nicht bezahlt hat. Sie bringen die Leiche zu Knox und
bekommen einen passablen Lohn, was die beiden darin bestärkt weitere
Leichen herbeizuschaffen. Und da die auch in Edinburgh nicht gerade auf
der Straße liegen, helfen die beiden eben nach. Zur gleichen Zeit lernt
der Student die Prostituierte Mary Patterson (Billie Whitelaw) kennen,
die diese Mörder ebenfalls kennt. Knox wundert sich zwar, dass die
beiden Leichenbeschaffer zu seinen Stammgästen werden. Aber er will gar
nicht erst wissen, woher die Leichen stammen und wie sie ums Leben
kamen....
Bei seinem Erscheinen hatte der Film eher negative Kritiken, aber
in den letzten Jahren hat Gillings Film - völlig zu Recht - an
Wertschätzung gewonnen. Denn die Geschichte ist sehr atmosphärisch
inszeniert und die Schwarz-Weiß Optik ist beeindruckend. Peter Cushing
ist immer ein Gewinn, es sind aber vor allem die beiden Schurken - allen
voran der geniale Donald Pleasence - die dem Film den Stempel
aufdrücken. Dabei sind die Morde sehr schmutzig inszeniert,
möglicherweise kommt daher der noch existierende "Ab 18" Verweis. Die
Mörder gehen da sehr brutal und skrupellos vor, sie erschlagen u. a.
auch einen etwas einfältigen Teenager, der von Melvyn Hayes gespielt
wird. Die Nebenhandlung zwischen Student und seiner Geliebten ist sehr
gut in die Hauptgeschichte eingebettet. Insgesamt ist "The Flesh and the
Fiends" - so der Originaltitel - gleich nach "Nächte des Grauens" und
noch vor "Das schwarze Reptil" die beste Regiearbeit von John Gilling.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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