Sonntag, 7. Oktober 2018

Der Arzt und die Teufel

























Regie: John Gilling

Nachts, wenn die Teufel Fleisch liefern...

"Der Arzt und die Teufel" vom späteren Hammer-Regisseur John Gilling entstand 1960 und präsentiert dem Zuschauer eine Neuverfilmung des amerikanischen Gruselfilms "Der Leichendieb" von Robert Wise, der auch durch den gemeinsamen Auftritt der beiden Horrorikonen Bela Lugosi und Boris Karloff zum Klassiker wurde.
Gillings Film erzählt die Schauergeschichte etwas ausführlicher und fügt der Frankenstein-Story sehr viel Charles Dickens Flair zu. Es war der erste Film von Peter Cushing, der nicht von den Hammer Films produziert wurde.
Beide Filme basieren auf der Horrorgeschichte "The Body Snatchers" des schottischen Schriftstellers Robert Louis Stevenson, die 1884 erstmalig im Weihnachts-Extrablatt der Pall Mall Gazette erschien.
In novellistischer Form thematisiert Stevenson zwei Fälle von abscheulicher Kriminalität des Anatomen Robert Knox, den Leichendiebstahl und die Beschaffung von Leichen durch Morde.
Dabei hat sich Stevenson auf den wahren Fall von Burke und Hare berufen, die 1828 im schottischen Edinburgh mindestesn 16 Menschen ermordeten und die Leichen für die anatomische Forschung gewinnbringend verkauften.
Während Peter Cushing in diesem Film eine ähnliche Rolle spielt wie in seinen berühmten "Frankenstein" Filmen, erscheinen Donald Pleasence und als William Hare und George Rose als William Burke als fiese Serienkiller, fast wie  aus dem Dickens Roman "Oliver Twist" entsprungen.
Der angesehene Anatom Dr. Knox (Peter Cushing) ist seiner Zeit weit voraus. Anders als seine rückständigen Kollegen ist er ein Mann, der der Wissenschaft alles andere unterordnet und auch keine moralischen Bedenken hegt, wenn er Leichen zum Zwecke der Forschung öffnet und anatomisch zerlegt.
In einer der ersten Szenen kommt seine Nichte Matha (June Laverick) zu Besuch. Sie ist etwas schockiert von dem morbiden Treiben, denn manchmal werden beim Onkel menschliche Kadaver abgegeben, die der Ärzteschaft legal angeboten werden. Dabie hat Dr. Knox Assistent Dr. Mitchell (Dermot Walsh) und der junge Student Jackson (John Cairney) die Aufgabe diese Leichen anzunehmen und die Lieferer gut zu bezahlen.
Da der Anatom sehr bekannt ist, wissen nicht nur seine vielen Medizinstudenten und die anderen Ärzten von diesen Vorgängen, auch in der Bevölkderung hat sich herumgesprochen, dass Knox an Toten herumexperimentiert.
Somit eine ganz gute Geldquelle, was Leichendiebe und Grabräuber auf den Plan bringt - ja, sogar zwei Schurken namens Burke (George Rose) und Hare (Donald Pleasence), die immer knapp bei Kasse sind. Burke hat mit seiner Frau Helen (Renee Houston) eine nicht sehr viel Geld abwerfende Pension und nun ist auch noch ein Untermieter dort gestorben, der die Miete nicht bezahlt hat. Sie bringen die Leiche zu Knox und bekommen einen passablen Lohn, was die beiden darin bestärkt weitere Leichen herbeizuschaffen. Und da die auch in Edinburgh nicht gerade auf der Straße liegen, helfen die beiden eben nach. Zur gleichen Zeit lernt der Student die Prostituierte Mary Patterson (Billie Whitelaw) kennen, die diese Mörder ebenfalls kennt. Knox wundert sich zwar, dass die beiden Leichenbeschaffer zu seinen Stammgästen werden.  Aber er will gar nicht erst wissen, woher die Leichen stammen und wie sie ums Leben kamen....



Bei seinem Erscheinen hatte der Film eher negative Kritiken, aber in den letzten Jahren hat Gillings Film - völlig zu Recht - an Wertschätzung gewonnen. Denn die Geschichte ist sehr atmosphärisch inszeniert und die Schwarz-Weiß Optik ist beeindruckend. Peter Cushing ist immer ein Gewinn, es sind aber vor allem die beiden Schurken - allen voran der geniale Donald Pleasence - die dem Film den Stempel aufdrücken. Dabei sind die Morde sehr schmutzig inszeniert, möglicherweise kommt daher der noch existierende "Ab 18" Verweis. Die Mörder gehen da sehr brutal und skrupellos vor, sie erschlagen u. a. auch einen etwas einfältigen Teenager, der von Melvyn Hayes gespielt wird. Die Nebenhandlung zwischen Student und seiner Geliebten ist sehr gut in die Hauptgeschichte eingebettet. Insgesamt ist "The Flesh and the Fiends" - so der Originaltitel - gleich nach "Nächte des Grauens" und noch vor "Das schwarze Reptil" die beste Regiearbeit von John Gilling.



Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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