Donnerstag, 12. September 2019

Glass

























Regie:  M. Night Shyamalan

Drei Superhelden in der Klapse...

Und plötzlich hat der in Indien geborene US-Regisseur M. Night Shyamalan eine Trilogie in seiner Filmographie. Seit seinem ersten Blockbuster "The Sixth Sense" mit einem der raffiniertesten Auflösung der jüngeren Filmgeschichte hat er sich einen Kultstatus erworben. Er konnte allerdings mit den wenigsten seiner Nachfolger die hohen Erwartungen erfüllen, die seine Fans an ihn stellten. Nach wie vor ist für mich persönlich "Unbreakable" sein eigentliches Meisterwerk und deshalb war ich auf die Fortsetzung "Glass" sehr gespannt. Vor allem darauf wie Shyamalan es schafft seinen 2017er Serienkillerfilm "Split" mit "Unbreakable" zu verbinden, damit daraus "Glass" wird.
Sofern man einen Zugang zu "Glass" findet und sich auf die etwas holprige Konstruktion einlässt, wird man aber gut unterhalten. Die weltweiten Einnahmen belaufen sich bisher auf 246,97 Millionen Dollar, in Deutschland kam der Film scheiterte der Film nur knapp an der 1-Millionen Zuschauergrenze im Kino und landete mit diesem sehr guten Ergebnis auf Platz 15 der Jahres Charts 2019.
Der Film zeigt natürlich wie es weitergeht mit dem gefährlichen Serienmörder Kevin Wendell Crumb (James McAvoy) und seiner Horde. Der 27jährige ehemalige Angestellte des Zoologischen Gartens in Philadelphia hat 23 verschiedene Persönlichkeiten, deren Körperchemie sich mit jeder Persönlichkeit ändert und sich als Höhepunkt in einer 24. Person gipfelt: Einer Bestie, die besondere Fähigkeiten wie Kriechen an der Wand, stärkste Kraft, überaus hohe Geschwindkeit und Beweglichkeit sowie eine überdurchschnittliche Lebenserwartung. Alles in allem ist "Die Bestie" ein wilder Übermensch, der Menschen tötet und der mit diesen aussergewöhnlichen Fähigkeiten natürlich nicht nur Serienkiller ist, sondern auch als Superheld bezeichnet werden kann. Damit hat er einen ganz stark verwandtschaftlichen Bezug zu Superhirn Elijah Price (Samuel L. Jackson), dem Mr. Glass aus "Unbreakable". Der intelligente Massenmörder und Comicliebhaber hat mit seiner Osteogenesis Imperfecta Typ 1 (zu deutsch: Glasknochenkrankheit) zu tun und befindet sich derzeit in einer geschlossenen Einrichtung. Dort wird er von Dr. Ellie Staple (Sarah Paulson) betreut, die sich auf Größenwahn spezialisiert hat und Patienten behandelt, die davon überzeugt sind, dass sie übermenschliche Wesen sind. Auch sein Antagonist David Dunn (Bruce Willis) kommt in der Geschichte ins Spiel. Gemeinsam mit seinem Sohn Elijah (Spencer Treat Clark, der auch in "Unbreakable" dabei war), der seinen Dad nach wie vor als Superheld ansieht, ist er auf Verbrecherjagd und folglich auch hinter Crumb her, der wieder ein paar junge Mädchen entführt hat. Er kann ihn aufspüren, doch dann erfolgt auch schon der Zugriff eines Spezialkommandos und sowohl Killer Crumb als auch der Selbstjustiz ausübende Jäger Dunn werden gefangen genommen.
Damit sind alle drei am selben Ort. Zu dem illustren Kreis gesellt sich auch die 17jährige Casey Cooke (Anya Taylor-Joy), die in der Gewalt von Crumb war, aber von ihm laufengelassen wurde. Damit erfüllt sich alle Voraussetzungen eine sonderbare Beziehung zu ihm zu haben. Auch Mutter Price (Charlayne Woodard) darf nicht fehlen. Sie kümmerte sich immer schon um ihren Sohn und hat in ihm schon immer etwas ganz Besonderes gesehen. Klar, dass diese Zusammenkunft dieser drei "Superhelden" nicht gut gehen kann...



Der Film spielt 19 Jahre nach dem Zugunglück, das David Dunn als Einziger überleben konnte und drei Wochen nach dem Vorfall in "Spilt".  Und am Ende darf natürlich ein Überraschungsplot nicht fehlen. Dabei spielt auch eine Geheimorganisation eine Rolle, die seit 10.000 Jahren existiert und bisher erfolgreich verhindert hat, dass die Menschheit von der Existenz von "Superhelden" erfährt. Alles in Allem hört sich die Geschichte natürlich reichlich konstruiert hat, aber dies tut dem Unterhaltungswert keinen Abbruch. Vielleicht fehlt ein bisschen das "Herzstück" in "Glass. Bei "Unbreakable" war es die Vater-Sohn Beziehung der Dunns, die die Spannung zusätzlich mit Gefühl steigerte. Dieser emotionale Anker wird in dieser Fortsetzung etwas vernachlässigt, aber dafür darf sich Samuel L. Jackson wieder gehörig auftrumpfen. Er ist es auch, der am Ende der Magie und der Phantasie zum Sieg gegen die Realität verhilft.




Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

Mann beißt Hund

























Regie: Benoit Poelvoorde, Remy Belavaux und Andre Bonzel

Der Serienkiller von Nebenan...

Mit der Mockumentary "Mann beißt Hund" (Originaltitel: C´est arrivé prés de chez vous, franz. für "Das ist bei Ihnen in der Nähe passiert" hat das Filmemacher-Trio Remy Belvaux, Benoit Poelvoorde und Andre Bonzel einen der umstrittensten Filme in der Geschichte des belgischen Kinos gedreht. Der Film agiert mit Tabuverletzungen und Geschmacklosigkeiten, um die widerliche Fratze einer von Ethik und Verantwortung losgelösten Medienwelt aufzudecken. Dabei sind sowohl die Filmemacher als auch der Zuschauer irgendwann entlarvt im schlimmsten Fall als "Komplize", zumindest aber als unverbesserlicher Voyeur.
Die Mediensatire hat einen schwarzhumorigen Einschlag und es finden sich Parallelen zu anderen Filmen wie "Reservoir Dogs" (Quentin Tarantino, 1992) oder"Henry: Portrait of a Serial Killer" (John McNaughton, 1986).
Die Eindrücke sind vielfältig, so schrieb der New York Times Kritiker Stephen Holden "Ein Film wie ein grausiger Witz, den manche lustig, andere einfach nur widerwärtig finden". Andere halten "Mann beißt Hund" im Grunde sogar für einen tief moralischen Film.
Die drei Macher des Films spielen auch die Figuren ihres Films, wobei dem Serienmörder Ben (Benoit Poelvoorde) die Hauptrolle zukommt. Über diesen Ben machen die die Filmemacher Andre (Andre Bonzel)  und Remy (Remy Belavaux) einen Dokumentarfilm. Das besondere an diesem Projekt ist, dass sich Ben als gewissenloser Serienkiller outet und die beiden Männer hinter der Kamera mit auf seine Streifzüge nimmt. In den ersten Szenen wirkt der Psychopath sogar irgendwie noch freundlich, ihm gefallen Poesie und Film. Bei seiner Arbeit ist er geht er aber äusserst verächtlich und unmoralisch vor. Da kennt er keine Menschlichkeit mehr, Empathie scheint ein Fremdwort und er suhlt sich in seiner Blutrünstigkeit. Da sehen wir diesen ganz normal Wirkenden Mann, wie er in einem Gang im Zug steht und aus dem Fenster schaut. Eine Frau kommt den Gang entlang, der Mann drückt sich ans Fenster, sie geht vorbei. Dann nimmt er sie hinterrücks mit einem Strick in die Mangel, er zerrt das wehrlose Opfer ins Abteil und erwürgt sie dort. Solche Szenen werden "aufgelockert" durch Besuche bei Bens Eltern oder bei einer Prostituierten, die mit ihm befreundet ist. Je mehr die Crew ihren eitlen Hauptdarsteller mit der Kamera begleitet, desto mehr werden sie zu seinen Erfüllungsgehilfen. Er erklärt ihnen auf was man achten muss, wenn man eine Leiche versenken will. Das Gewicht muss dreimal so schwer sein, wie das Opfer. Nur bei Kindern und Zwergen muss man anders rechnen. Dann besucht er eine alte alleinstehende Frau und verschafft sich Eintritt in ihre Wohnung, denn er erzählt ihr, dass er vom TV sei. Was ja durch die Kameramänner auch so aussieht. Er erschrickt die herzkranke Frau so stark, dass sie tot auf der Couch zusammensackt. So spart er sich den grausamen Mord, wie er den beiden Zuhörern zum Besten gibt. 




Überhaupt ist Ben ein singender, Gedichte aufsagender Poet, der gerne auch über Politik, Kunst oder Architektur während seiner Eskapaden spricht. Das Geschehen wird äusserst markant mit einer emotionalen Unangemessenheit präsentiert, das Morden geschieht beinahe beiläufig und alltäglich. Natürlich darf auch eine fiese Vergewaltigungszenen nicht fehlen, die Ähnlichkeiten zu der eruptiven Gewalt von "ExDrummer" (Koen Mortier, 2007 - ebenfalls Belgien) aufweist. Was dafür spricht, dass dieser unangenehme Kultfilm Stilbildend war und ist.




Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

Logan: The Wolverine

Regie: James Mangold

Ein Held wird müde...

"Logan - The Wolverine" ist der Schlussakkord für den beliebten und unbesiegbaren Mutanten, mit dem Hugh Jackman den Grundstein für seine sehr erfolgreiche Karriere als beliebter Kinostar legte. "Logan - The Wolverine" entstand 2017 unter der Regie von James Mangold (Cop Land, Durchgeknallt, Identität, Walk the Line, Todeszug nach Yuma) und spielte weltweit 619 Millionen Dollar ein. Ein Ergebnis, das ihm immerhin einen Platz unter den 150 kassenträchtigsten Blockbustern sichert: Rang 147 (Stand: 8.9.2019).
Bei der Kritik kam der Film sehr gut weg, was für eine Comic Verfilmung nicht selbstverständlich ist. Der National Board of Review ging sogar soweit und wählte ihn zu einem der 10 besten Filme des Jahres 2017. Diese Wertschätzung sorgte auch für eine überraschende Nominierung bei der 90. Oscarverleihung. Das adaptierte Drehbuch von Scott Green, James Mangold und Michael Green unterlag am Ende James Ivory, der mit "Call me by your name" ebenfalls im Rennen war. 
Tatsächlich bietet "Logan - The Wolverine" mehr Tiefgang als sonst. Denn der Superheld kann nicht mehr so siegreich seine tödlichen Krallen ausfahren, der Held ist in die Jahre gekommen.
Als Wolverine bekannt ist der X-Man Logan (Hugh Jackman) neben Caliban (Stephen Merchant) für die Betreuung von Charles Xavier (Patrick Stewart) zuständig. Es ist das Jahr 2029 und seit 25 Jahren sind keine neue Mutanten mehr geboren worden. Für hatte Logan diese unschlagbare beschleunigte Heilungskraft, die ist leider schwächer geworden. Der Adamantium-Überzug auf seinem Skelett vergiftet langsam aber sicher seinen Körper. Alle drei sind in einer verlassenen Schmelzanlage im nördlichen Teil von Mexiko untergetaucht. Professor Xavier ist mittlerweile 90 Jahre alt und seine Demenz kann tödliche Anfälle hervorrufen, die auch die Menschen in seiner Umgebung schädigen, wenn sie nicht ständig mit Spritzen behandelt wird. Eines Tages bittet eine gewisse Gabriela Lopez (Elizabeth Rodriquez) den einstmal unschlagbaren Mutanten Wolverine um Hilfe. Sie möchte mit der 11jährigen Laura (Dafne Keen) nach Eden, diesem Zufluchtsort in NorthDakota, von dem keiner so richtig weiß, ob er tatsächlich existiert. Logan soll sie dorthin bringen. Doch der merkt schnell, dass dieser Auftrag lebensgefährlich ist. Denn das kleine Mädchen verfügt über ähnliche Kräfte wie Logan. Und Sicherheitschef Donald Pierce (Boyd Holbrook) sowie der moderne Frankenstein Dr. Zander Rice (Richard E. Grant) sind hinter dem kleinen Mädchen her...



Am Ende wird klar, dass "Logan The Wolverine" den letzten Auftritt von Hauptdarsteller Hugh Jackman als Mutant war. Er spielte die Figur in insgesamt 9 Filmen - Zeitraum von 2000 bis 2017. Der Wolverine Fan wird vielleicht enttäuscht sein, denn hier muss der immer siegreiche Mutant Federn lassen und zeigt Schwächen. Es ist nicht mehr das, was sie einmal waren. Er schwindet im Inneren und sein verminderter Heilungsfaktor hält ihn in einem konstanten Zustand chronischer Schmerzen - daher Alkohol als Schmerzmittel. Für eine Comicverfllmung fast schon eine düstere Charakterstudie.







Bewertung: 7 von 10 Punkten.