Donnerstag, 12. September 2019

Mann beißt Hund

























Regie: Benoit Poelvoorde, Remy Belavaux und Andre Bonzel

Der Serienkiller von Nebenan...

Mit der Mockumentary "Mann beißt Hund" (Originaltitel: C´est arrivé prés de chez vous, franz. für "Das ist bei Ihnen in der Nähe passiert" hat das Filmemacher-Trio Remy Belvaux, Benoit Poelvoorde und Andre Bonzel einen der umstrittensten Filme in der Geschichte des belgischen Kinos gedreht. Der Film agiert mit Tabuverletzungen und Geschmacklosigkeiten, um die widerliche Fratze einer von Ethik und Verantwortung losgelösten Medienwelt aufzudecken. Dabei sind sowohl die Filmemacher als auch der Zuschauer irgendwann entlarvt im schlimmsten Fall als "Komplize", zumindest aber als unverbesserlicher Voyeur.
Die Mediensatire hat einen schwarzhumorigen Einschlag und es finden sich Parallelen zu anderen Filmen wie "Reservoir Dogs" (Quentin Tarantino, 1992) oder"Henry: Portrait of a Serial Killer" (John McNaughton, 1986).
Die Eindrücke sind vielfältig, so schrieb der New York Times Kritiker Stephen Holden "Ein Film wie ein grausiger Witz, den manche lustig, andere einfach nur widerwärtig finden". Andere halten "Mann beißt Hund" im Grunde sogar für einen tief moralischen Film.
Die drei Macher des Films spielen auch die Figuren ihres Films, wobei dem Serienmörder Ben (Benoit Poelvoorde) die Hauptrolle zukommt. Über diesen Ben machen die die Filmemacher Andre (Andre Bonzel)  und Remy (Remy Belavaux) einen Dokumentarfilm. Das besondere an diesem Projekt ist, dass sich Ben als gewissenloser Serienkiller outet und die beiden Männer hinter der Kamera mit auf seine Streifzüge nimmt. In den ersten Szenen wirkt der Psychopath sogar irgendwie noch freundlich, ihm gefallen Poesie und Film. Bei seiner Arbeit ist er geht er aber äusserst verächtlich und unmoralisch vor. Da kennt er keine Menschlichkeit mehr, Empathie scheint ein Fremdwort und er suhlt sich in seiner Blutrünstigkeit. Da sehen wir diesen ganz normal Wirkenden Mann, wie er in einem Gang im Zug steht und aus dem Fenster schaut. Eine Frau kommt den Gang entlang, der Mann drückt sich ans Fenster, sie geht vorbei. Dann nimmt er sie hinterrücks mit einem Strick in die Mangel, er zerrt das wehrlose Opfer ins Abteil und erwürgt sie dort. Solche Szenen werden "aufgelockert" durch Besuche bei Bens Eltern oder bei einer Prostituierten, die mit ihm befreundet ist. Je mehr die Crew ihren eitlen Hauptdarsteller mit der Kamera begleitet, desto mehr werden sie zu seinen Erfüllungsgehilfen. Er erklärt ihnen auf was man achten muss, wenn man eine Leiche versenken will. Das Gewicht muss dreimal so schwer sein, wie das Opfer. Nur bei Kindern und Zwergen muss man anders rechnen. Dann besucht er eine alte alleinstehende Frau und verschafft sich Eintritt in ihre Wohnung, denn er erzählt ihr, dass er vom TV sei. Was ja durch die Kameramänner auch so aussieht. Er erschrickt die herzkranke Frau so stark, dass sie tot auf der Couch zusammensackt. So spart er sich den grausamen Mord, wie er den beiden Zuhörern zum Besten gibt. 




Überhaupt ist Ben ein singender, Gedichte aufsagender Poet, der gerne auch über Politik, Kunst oder Architektur während seiner Eskapaden spricht. Das Geschehen wird äusserst markant mit einer emotionalen Unangemessenheit präsentiert, das Morden geschieht beinahe beiläufig und alltäglich. Natürlich darf auch eine fiese Vergewaltigungszenen nicht fehlen, die Ähnlichkeiten zu der eruptiven Gewalt von "ExDrummer" (Koen Mortier, 2007 - ebenfalls Belgien) aufweist. Was dafür spricht, dass dieser unangenehme Kultfilm Stilbildend war und ist.




Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

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