Regie: Mervyn LeRoy
Rhoda Penmark - früh übt sich wer Serienkiller werden will...
Mervyn Le Roys Horrorfilm "Böse Saat" aus dem Jahr 1956 war seiner Zeit
weit voraus. Denn er präsentiert einem verstörten Publikum ein
zauberhaftes Kind als grausamen Serienkiller. Erst in den 70er Jahren
mit dem Riesenkinohit "Das Omen" konnten sich die kleinen Satansbraten
als Monster im Genre langsam aber sicher etablieren. Heute sind sie im
Horrorfilm kaum mehr wegzudenken. "Böse Saat" war möglicherweise auch
eine gute Inspirationsquelle für Jaume Collet-Seras "Orphan", der in
gewisser Weise ein etwas abgewandeltes Update zu diesem kuriosen 50er
Jahre Klassiker darstellt. Nach "Böse Saat" kamen dann vor allem aus
Großbritannien weitere böse Kinder in die Kinosäle, wie beispielsweise
die blonden Intelligenzbestien in Wolf Rillas "Das Dorf der Verdammten"
beweisen. Ebenfalls unvergessen die Geheimnisse, die Miles und Flora im
"Schloß des Schreckens" mit sich herumtragen. Der Film basiert auf dem
merkwürdigen Bühnenstück von Maxwell Anderson. Viele Schauspieler aus
diesem Broadway Hit wurden auch für den Film engagiert, der seine
Herkunft vom Theater nie leugnen kann. Die Geschichte wirft die Frage
auf, ob ein mordendes Kind das Produkt seiner Unwelt ist oder aber ob es
tatsächlich so etwas wie eine Vererbung des Bösen gibt. Diese böse Saat
als Folge einer Veranlagung ?
Der Film beginnt mit der Vorstellung der zauberhaften achtjährigen Rhoda
Penmark (Patty McCormack) - der Stolz und Sonnenschein ihrer Eltern.
Vater Kenneth Pennmark (William Hopper) ist ein Armee-Offizier und muss
für mehrere Wochen nach Washington. Seiner geliebten Frau Christine
(Nancy Kelly) fällt der Abschied schwer. Aber sie hat ja Rhoda - das
Mädchen mit blonden, langen Zopfen und einem schönen Trägerkleid. Die
Kleine liebt Lackschuhe mit Eisenbeschlägen und spielt perfekt Klavier.
Auch Nachbarin und Vermieterin Monica Breedlove (Evelyn Warden) ist von
dem Kind, dass Geschenke über alles liebt, regelrecht entzückt. Weil sie
den Schreibwettbewerb der Schule nicht gewinnen konnte, bekommt sie als
von Tante Monica wieder einmal ein Geschenk. Rhoda bedankt sich mit
einer gelungenen Steptanzeinlage. Dennoch sehnt sich das Kind nach der
Medaille, die jetzt ihr Schulkamerad Claude Digle als Sieger des
Wettbewerbs, besitzt. Bei einem Seepicknick am Fluß, den die Schulklasse
organisiert, spricht Christine mit der Lehrerin Miss Fern (Joy Croydon)
über Rhodas Leistungen in der Schule. An diesem Tag kommt es jedoch zu
einem seltsamen und tragischen Unglück. Der kleine Claude ertrinkt im
Fluß...
und dieses Unglück markiert im Film der Beginn einer immer
misstrauischer werdenden Mutter. Hat ihr Kind etwas mit der Sache zu tun
? In einem Gespräch offenbart sie ihrer Nachbarin, dass sie als Kind
immer das Gefühl hatte von ihren Eltern (der Vater lebt noch und wird
von Paul Fix gespielt) adoptiert worden zu sein. Tatsächlich wird diese
Wahrnehmung im Laufe der Handlung immer wahrscheinlicher. Und mit dieser
neuen Erkenntnis gibts Nahrung für eine krude Vererbungs-These, die
sich in diesem grandiosen Grand Guignol Schocker immer mehr verdichten.
Dabei kommt der etwas unterbelichtete, einfältige aber dennoch
bauernschlaue Angestellte Leroy Jessup (Henry Jones) dem Geheimnis der
kleine Rhoda immer mehr auf die Spur. Auch die Eltern des verstorbenen
kleinen Claude (Eileen Heckart, Frank Cady) tauchen im Laufe des
dialoglastigen Thrillers bei der immer hysterischer agierenden Christine
auf. Drei Darstellerinnen des Films brachte die gute Leistung eine
Oscarnominierung ein: Nancy Kelly als beste Hauptdarstellerin, Eileen
Brennan als trunksüchtige wie trauernde Mutter des kleinen Claude als
beste Nebendarstellerin, die beinahe ebenso begeistert wie Kinderstar
Patty McCormack, die eine perfekte Rhoda Penmark abgibt. Einerseits
unterwürfig und enorm zärtlich zu ihrer Mutter - andererseits reuelos
und tobend. Auf den Tod ihres Mitschülers reagiert sie kalt "warum
sollte es mir leidtun ? Claude Daigle ist ertrunken, nicht ich" . Eine
Serienkillerin und egoistisches Material Girl ist die Kleine jetzt
schon. Wer sollte sie stoppen ? Makaber, aber immer faszinierend
begeistert der Film heute noch sein Publikum. Damals bei seinem
Kinostart war der Film mit einem Einspielergebnis von 4,1 Millionen
Dollar ein riesiger Erfolg.
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