Regie: Robert Altman
Vermischung von Gedanken und Realität...
Im Grunde ist Robert Altmans "Spiegelbilder" (Originaltitel:
Images) ein Kammerspiel, der Film wird aber auch im Horrorgenre
eingeordnet, denn die Geschichte ist ein psycholgischer Alptraum. Mit
seinem kammerspielartigen Werken wie "Drei Frauen", "Quintett" oder
"Streamers" hatte Altman selbst bei den Filmkritikern keinen leichten
Stand - sie wirkten meistens polarisierend. So ging es auch dieser 1972
realisierten britisch-amerikanischen Coproduktion, die einer instabilen
Kinderbuchautorin folgt, die in Erscheinungen und Halluzinationen
verwickelt wird, als sie in ihrem abgelegenen Ferienhaus versucht einen
neuen Bestseller zu schreiben.
Der Film hat eine gewisse Verwandtschaft zu Polanskis "Ekel" und
Bergmans "Persona" - immerhin wurde "Spiegelbilder" für die
Hauptdarstellerin Susannah York zum großen Triumph, sie wurde mit dem
Preis als beste Darstellerin in Cannes ausgzeichnet und es ist gleich
nach "Nur Pferden gibt man den Gnadenschuß" die zweitbeste Vorstellung
ihrer Karriere.
Ein bisschen fehlt die Emotion in "Spiegelbilder" - aber immerhin
wird die Landschaft zu einem komplizierten Part eines psycholgischen
Puzzles, das erst am Schluß aufgelöst wird - oder auch nicht.
Geheimnisvoll sind die Bilder, wenn etwa die Hauptfigur Cathryn auf
einem Hügel steht und auf das Haus schaut - sich dabei selbst sieht,
wie sie vor dem Haus steht. Dazu kommen mysteriöse Aufnahmen von
Pferden, Wolken und Wasserfällen - im Off liest die Kinderbuchautorin
aus ihrem Buch "Auf der Suche nach Einhörnern" - interessanterweise hat
dies die Darstellerin Susannah York auch selbst geschrieben, Ihre
Performance ist intensiv und wirkt unschuldig, aber ebenso von großer
Anstrengung gekennzeichnet. Immer wieder fügt Altman sinnliche Untertöne
mit ein. Die Frau ist verheiratet mit Hugh (Rene Auberjonois), sie
fürchtet aber, dass der sie mit einer Anderen betrügt. Bald erscheint
auch die Gestalt ihres wohl tödlich verunglückten Lovers Rene (Marcel
Bozzufi). Ein weiterer Exlover, der Nachbar Marcel (Hugh Millais) taucht
mit seiner pubertären Tochter Susannah (Cathryn Harrison) auf, von der
man sagt, dass sie fast ein Ebenbild von Cathryn aus den Jugendtagen
ist.
Jedenfalls werden die Bilder im Kopf immer domianter und irgendwann
verschwimmt nicht nur bei der Hauptfigur die Grenze zwischen Traum,
Phantasie und Realität. Auch der Zuschauer ist gefordert aus den Bildern
schlau zu werden...
Dabei ist Altmans Wahnsinns-Variante schon sehr interessant, auch
wenn er nicht ganz an Meisterwerke wie "Psycho", "Ekel" oder "Persona"
heranreicht - eine Entdeckung wert ist dieser weitestgehend in
Vergessenheit geratene Altman Film auf alle Fälle. Denn neben der
Paranoia und möglicherweise schizophrenen Krankheit kommt auch noch ein
weiteres Motiv in "Spiegelbilder " zu tragen. Ein Motiv fast so alt wie
die Menschheit: Das Doppelgängermotiv, es fasziniert auch heute noch wie
früher.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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