Sonntag, 15. Juli 2018

Mother



















Regie: Darren Aronofsky

Ungebetene Gäste...

"Mother" - der neue Film von Darren Aronofsky, der eine schwangere Frau als Hauptfigur hat, die ihr Heim verteidigen muss, weil vordergründig von Außen Gefahr droht. Wer denkt da nicht an Roman Polanskis geniales Meisterwerk "Rosemarys Baby" aus dem Jahr 1968 mit seinem perfekten Drehbuch, das Polanski aus der Romanvorlage von Ira Levin gemacht hat. Dennoch ist "Mother" anders und lange nicht so klar wie der Referenzfilm und Aronofsky liefert dem Zuschauer eher ein Verwirrspiel. Vielleicht auch Futter für Menschen, die gerne Rätsel lösen und das Gesehene selbst soviele Fragen auslöst, deutungsschwanger bleibt und auch keine Antworten liefert. In einem Interview gab Jennifer Lawrence, die Darstellerin der Mutter an, dass der Film eine Allegorie sei und die Vergewaltigung und Qual der Mutter Erde darstellen soll. Wenn sich das nicht ominös und auch zu prätentiös anhört ? Jedenfalls kann ich die Zuschauer, die mit dem Film nichts anfangen können, ein bisschen verstehen. Nicht jeder möchte die Symbolik des Films entschlüsseln, um richtig zu analysieren.
Daher polarisiert Aronofskys "Mother" auch, dieses überfrachtete Mischding aus Horror und Psychothriller. Aber eins muss man dem Macher lassen: Er ist schon sehr gut inszeniert und das Ensemble spielt richtig gut. Nicht nur Jennifer Lawrence. Auch Javier Bardem ist die richtige Besetzung für den älteren Ehemann, er hat es einfach drauf diabolisch zu grinsen, wie seinerzeit John Cassavettes. Und mit Ed Harris und Michelle Pfeiffer beginnt dann auch schon die erste Stufe der Home Invasion. Das schöne Landhaus im viktorianschen Stil im Grünen...eine Idylle für zwei Liebende. Doch zwischen Mann und Frau funktioniert es nicht so richtig. Er weist sie ab, vermutlich wegen seiner Schreibblockade. Er hat sich hier in der Stille vergraben, um sein neues Buch zu schreiben. Man erfährt, dass er ein sehr populärer Autor ist mit einer Anhängerschaft, die ihn fast schon als Guru bezeichnet. So ist es auch nicht verwunderlich, dass eines Abends (Spätabends) ein Fremder (Ed Harris) vor der Tür steht und unter fadenscheinigen Gründen Einlass ins Haus bekommt, dass gerade von der Frau restauriert wird. Bald stellt sich heraus, dass der Fremde unheilbar krank ist und noch einmal den Autor seiner Lieblingsbücher besuchen und kennenlernen wollte. Die Bücher hätten ihm soviel Kraft gegeben...doch bald steht auch seine Frau (Michelle Pfeiffer) vor der Tür. Der Mann lädt die beiden immer wieder ein doch noch zu bleiben, sehr zum Leidwesen seiner Frau, die das Verhalten der Fremden einfach nur übergriffig findet (was es auch ist). Dann startet Home Invasion Part 2, indem die beiden Söhne (Domhnall und Brian Gleeson) auftauchen, sich ums Erbe streiten, sich schlagen - bis einer der Männer schwerverletzt am Boden liegt. Er wird kurz nach Einlieferung im Krankenhaus sterben. Natürlich gesteht der Hausherr zu, dass in seinem Landhaus die Totenfeier stattfinden soll. Dann kehrt wieder Ruhe ein, die Frau wird schwanger und die Schreibblockade des Autors ist verschwunden. Alles scheint wieder in Ordnung zu kommen. Doch als das Buch vollendet ist, tauchen plötzlich noch mehr Menschen vor dem Haus auf, sie wollen Autogramme - die Frau freute sich auf ein Candlelight Dinner zu Zweit, doch stattdessen wird es durch die Erlaubnis ihres Mannes wieder möglich, dass ungebetene Gäste ins Haus kommen und das Zepter in die Hand nehmen. Und diesmal kommt es gar zum Äussersten...



Das geht dann in Richtung Happening mit Lust am Töten und am Kannibalismus, verbunden mit Menschenopfern. Ab diesem Zeitpunkt herrscht in Aronofskys "Mother" nicht nur Anarchie, sondern auch Chaos und lässt naürlich Raum für religiöse oder psychologische Deutungen. Natürlich kommt auch die Frage nach dem Teufel auf, Javier Bardem darf hier mit seiner Mimik richtig aufdrehen und am Ende gibts wieder ein gewisses Polanski Deja vu, ein bisschen wird man an "Die neun Pforten" erinnert. Aronofskys Film hat sicherlich einige faszinierende Passagen, aber im Gesamtbild und vor allem das Ende betrachtet, dass ein bisschen plump bekannte Horrormotive nachahmt, komme ich zum Schluß, dass der Regisseur schon auch bewusst verwirren wollte und ihm auch kein Meisterwerk aus einem Guß gelungen ist. Trotzdem macht Darren Aronofskys Ausflug ins Horrorfach beträchtlichen Spass, wenn man ihn nicht ganz so ernst nimmt.



Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

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