Sonntag, 22. Juli 2018
Shape of Water - Das Flüstern des Wassers
Regie: Guillermo del Toro
Das Monster aus der schwarzen Lagune...
Und wenn sie nicht gestorben sind...so enden ja viele Märchen und daher kann man Guillermo del Toros oscarpreisgekrönter Film "Shape of Water - Das Flüstern des Wassers" auch in diese Kategorie einordnen. Doch die Fantasy Romance bietet auch Horrorelemente an - denn es geht um einen Verwandten des Monsters aus der schwarzen Lagune. "Der Schrecken vom Amazonas", ein 3D B-Picture von Jack Arnold 1954 inszeniert, stand sicherlich Pate für del Toros moderne Hommage. Der Film war damals ein guter Kassenschlager und hatte auch Gemeinsamkeiten mit anderen Horrorfilm-Erfolgen wie "King Kong" oder "La Belle et la Bete".
Somit erweist der mexikanische Regisseur genauso wie bei seinem Vorgänger "Crimson Tide" den alten Klassikern seine Ehre. In "Crimson Peak" konnte man eine Neuauflage der alten Hammer-Filme sehen und so steckt auch "Shape of Water" voller liebgewonnener Versatzstücke aus den schon genannten Vorbildern.
Er hat auch einen Sinn für die wichtigen Details - so schaut Elisa Espositos Nachbar Giles im Fernsehen Filme von Alice Faye oder Carmen Miranda an. Die Story selbst spielt Anfang der 60er Jahre und die Ausstattung und das Szenenbild ist den Machern einfach perfekt gelungen. Kameramann Dan Laustsen (Nightwatch, Pakt der Wölfe, Salomon Kane) hat für seine bisher beste Leistung zu Recht eine der 13 Oscarnominierungen erhalten. Gewonnen hat der Film in den Kategorien Bester Film, beste Regie, beste Filmmusik Alexandre Desplat und bestes Szenenbild. In den Kategorien beste Darstellerin Sally Hawkins, bester Nebendarsteller Richard Jenkins, beste Nebendarstellerin Ocatvia Spencer, bestes Originaldrehbuch, Bester Ton, bester Tonschnitt, bester Schnitt, beste Kamera und bestes Kostümdesign ging "Shape of Water" leer aus.
Elisa Esposito (Sally Hawkins) ist stumm und kommuniziert mit ihrer Umwelt durch Gebärdensprache. Sie lebt alleine in einer Wohnung über einem Kino, das B-Filme zeigt. Mit ihrem Nachbar Giles (Richard Jenkins), einem Katzennarr, ist sie befreundet. Giles ist Plakatkünstler, jedoch ohne feste Anstellung und hofft wieder bei seinem alten Arbeitgeber einsteigen zu können. Elisa arbeitet als Reinigungskraft in einem geheimen Regierungslabor in Baltimore, Maryland - es ist gerade der Höhepunkt des Kalten Krieges angebrochen. Ihre Putzkollegin Zelda (Octavia Spencer) ist ihr eine echte Stütze, weil sie die Gebärdensprache beherrscht und bei der Arbeit übersetzen kann.
Eines Tages erhält dieses Institut eine seltsame Lieferung. Am Amazonas hat man eine seltsame Kreatur entdeckt, die im Wasser lebt und nun will man dieses Monster wissenschaftlich untersuchen. Das Wesen, halb Amphibie, halb Mensch, wurde von den Eingeborenen im Dschungel wie ein Gott verehrt. Nun ist dieses arme Geschöpf in einem Wassertank gefangen und muss Experimente über sich ergehen lassen. Der Wissenschaftler Dr. Robert Hoffstetter (Michael Stuhlbarg) geht menschlich mit der Kreatur um, doch der brutale Colonel Richard Strickland (Michael Shannon) setzt auf ganz andere, sehr sadistische Methoden. Eines Tages werden ihm von der Kreatur zwei Finger abgebissen. Elisa und Zelda sollen die Blutlache im Experimentierraum säubern. Dies gibt Gelegenheit, dass Elisa das Monster im Tank beobachten kann. Sie hat Mitleid mit dem Geschöpf und versucht Kontakt herzustellen. Was beim zweiten Mal schon besser gelingt. Sie bringt Eier mit und die Kreatur scheint Hunger zu haben. Langsam aber sicher freundet sich Elisa mit dem Wesen an. Doch dann beschließen die Verantwortlichen den Tod ihres Gefangenen. Elisa setzt alle Hebel in Bewegung dies zu verhindern, denn sie fühlt für den Amphibienmenschen so etwas wie Liebe...
Eine scheinbar unmögliche Liason, aber im Märchen ist alles möglich und so setzt "Shape of Water" auf die Herzkarte, gepaart mit vielen phantastischen Elementen. Man kann es vielleicht zeitgemäß deuten in Richtung "Selbst die unmöglichste Liebe hat ihre Berechtigung" - also in einem liberalen Kontext stehend - aber für mich ist "Shape of Water" eindeutig eine Hinwendung zurück zum klassischen Horrorkino. Die Geschichte selbst wurde perfekt fürs Kino veredelt - umwerfende Farbnuancen und prächtige Bilder gibt es in Hülle und Fülle. Dennoch vergisst del Toro bei aller Perfektion für die Form auch den Inhalt nicht. Als Monster zurechtgemacht darf auch Darsteller Doug Jones nicht unerwähnt bleiben - seine hervorragende Optik zeigt einmal mehr das große Potential der Motion Capture Technik. Bei Produktionskosten von 19,5 Millionen Dollar konnten bislang fast 200 Millionen Dollar Einnahmen an der Kinokasse erzielt werden.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
Sonntag, 15. Juli 2018
Mother
Regie: Darren Aronofsky
Ungebetene Gäste...
"Mother" - der neue Film von Darren Aronofsky, der eine schwangere
Frau als Hauptfigur hat, die ihr Heim verteidigen muss, weil
vordergründig von Außen Gefahr droht. Wer denkt da nicht an Roman
Polanskis geniales Meisterwerk "Rosemarys Baby" aus dem Jahr 1968 mit
seinem perfekten Drehbuch, das Polanski aus der Romanvorlage von Ira
Levin gemacht hat. Dennoch ist "Mother" anders und lange nicht so klar
wie der Referenzfilm und Aronofsky liefert dem Zuschauer eher ein
Verwirrspiel. Vielleicht auch Futter für Menschen, die gerne Rätsel
lösen und das Gesehene selbst soviele Fragen auslöst, deutungsschwanger
bleibt und auch keine Antworten liefert. In einem Interview gab Jennifer
Lawrence, die Darstellerin der Mutter an, dass der Film eine Allegorie
sei und die Vergewaltigung und Qual der Mutter Erde darstellen soll.
Wenn sich das nicht ominös und auch zu prätentiös anhört ? Jedenfalls
kann ich die Zuschauer, die mit dem Film nichts anfangen können, ein
bisschen verstehen. Nicht jeder möchte die Symbolik des Films
entschlüsseln, um richtig zu analysieren.
Daher polarisiert Aronofskys "Mother" auch, dieses überfrachtete
Mischding aus Horror und Psychothriller. Aber eins muss man dem Macher
lassen: Er ist schon sehr gut inszeniert und das Ensemble spielt richtig
gut. Nicht nur Jennifer Lawrence. Auch Javier Bardem ist die richtige
Besetzung für den älteren Ehemann, er hat es einfach drauf diabolisch zu
grinsen, wie seinerzeit John Cassavettes. Und mit Ed Harris und
Michelle Pfeiffer beginnt dann auch schon die erste Stufe der Home
Invasion. Das schöne Landhaus im viktorianschen Stil im Grünen...eine
Idylle für zwei Liebende. Doch zwischen Mann und Frau funktioniert es
nicht so richtig. Er weist sie ab, vermutlich wegen seiner
Schreibblockade. Er hat sich hier in der Stille vergraben, um sein neues
Buch zu schreiben. Man erfährt, dass er ein sehr populärer Autor ist
mit einer Anhängerschaft, die ihn fast schon als Guru bezeichnet. So ist
es auch nicht verwunderlich, dass eines Abends (Spätabends) ein Fremder
(Ed Harris) vor der Tür steht und unter fadenscheinigen Gründen Einlass
ins Haus bekommt, dass gerade von der Frau restauriert wird. Bald
stellt sich heraus, dass der Fremde unheilbar krank ist und noch einmal
den Autor seiner Lieblingsbücher besuchen und kennenlernen wollte. Die
Bücher hätten ihm soviel Kraft gegeben...doch bald steht auch seine Frau
(Michelle Pfeiffer) vor der Tür. Der Mann lädt die beiden immer wieder
ein doch noch zu bleiben, sehr zum Leidwesen seiner Frau, die das
Verhalten der Fremden einfach nur übergriffig findet (was es auch ist).
Dann startet Home Invasion Part 2, indem die beiden Söhne (Domhnall und
Brian Gleeson) auftauchen, sich ums Erbe streiten, sich schlagen - bis
einer der Männer schwerverletzt am Boden liegt. Er wird kurz nach
Einlieferung im Krankenhaus sterben. Natürlich gesteht der Hausherr zu,
dass in seinem Landhaus die Totenfeier stattfinden soll. Dann kehrt
wieder Ruhe ein, die Frau wird schwanger und die Schreibblockade des
Autors ist verschwunden. Alles scheint wieder in Ordnung zu kommen. Doch
als das Buch vollendet ist, tauchen plötzlich noch mehr Menschen vor
dem Haus auf, sie wollen Autogramme - die Frau freute sich auf ein
Candlelight Dinner zu Zweit, doch stattdessen wird es durch die
Erlaubnis ihres Mannes wieder möglich, dass ungebetene Gäste ins Haus
kommen und das Zepter in die Hand nehmen. Und diesmal kommt es gar zum
Äussersten...
Das geht dann in Richtung Happening mit Lust am Töten und am
Kannibalismus, verbunden mit Menschenopfern. Ab diesem Zeitpunkt
herrscht in Aronofskys "Mother" nicht nur Anarchie, sondern auch Chaos
und lässt naürlich Raum für religiöse oder psychologische Deutungen.
Natürlich kommt auch die Frage nach dem Teufel auf, Javier Bardem darf
hier mit seiner Mimik richtig aufdrehen und am Ende gibts wieder ein
gewisses Polanski Deja vu, ein bisschen wird man an "Die neun Pforten"
erinnert. Aronofskys Film hat sicherlich einige faszinierende Passagen,
aber im Gesamtbild und vor allem das Ende betrachtet, dass ein bisschen
plump bekannte Horrormotive nachahmt, komme ich zum Schluß, dass der
Regisseur schon auch bewusst verwirren wollte und ihm auch kein
Meisterwerk aus einem Guß gelungen ist. Trotzdem macht Darren Aronofskys
Ausflug ins Horrorfach beträchtlichen Spass, wenn man ihn nicht ganz so
ernst nimmt.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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