Sonntag, 23. April 2017

Arrival

























Regie: Denis Villeneuve

Ankunft der Ausserirdischen...

Das weltweite Einspielergebnis von 198 Millionen Dollar kann sich sehen lassen. Der kanadische Filmregisseur Denis Villeneuve, der 2010 mit seinem hervorragenden Nahostdrama "Die Frau, die singt" schlagartig bekannt wurde, hat sich mit guten Nachfolgefilmen wie "Enemy", "Prisoners" oder "Sicario" zu einem Kritikerliebling entwickelt. Und auch sein Ausflug ins Science Fiction Fach mit "Arrival" ist extrem gut gelungen. Man könnte aufgrund der Nähe zu den realistischen Zukunftsszenarien eine verwandtschaftliche Nähe zu de jüngsten Klassikern des Genres wie "Gravity" (Alfonso Cuaron), "Der Marsianer" (Ridley Scott) und "Interstellar" (Christopher Nolan) ziehen, dennoch ist "Arrival" ein bisschen mehr. Zudem ist er der gelungenste Film dieses erfolgreichen Quartetts. Man könnte ihn als eine Fortzsetzng zu Spielbergs "Close Encounters" deuten, denn "Arrival" beschäftigt sich ausschließlich mit der ersten Landung von Ausserirdischen auf unserem Planeten. Durch den philsophischen Unterton erinnert er auch an Ron Howards "Contact", der Villeneuve vermeidet es eine Erklärung für dieses geschichtlich bedeutsame Zukunftsereignis zu liefern.
Spannung bezieht "Arrival" dabei aufgrund seiner Klarheit beim Thema zu bleiben. Der Mensch ist konfrontiert mit einer fremden Spezies und sucht Kontakt. Dieser ist erschwert, da die Sprache uns nicht weiterhilft mit den überraschend bei uns gelandeten Gästen zu kommunizieren. Es geht dabei um die Möglichkeiten und Grenzen von Sprache im allgemeinen und darum wie wir mit etwas umgehen, was wir nicht verstehen. Der Film zeigt eindrücklich die Angst, die hinter diesen Kennenlernen steckt. So hat das federführende Militär die primäre Aufgabe herauszufinden "Woher kommt ihr und vor allem was wollt ihr hier bei uns".
Verwoben mit dieser Fragestellung ist auch das persönliche Schicksal und Leben der Liguistin Dr. Louise Banks (Amy Adams), die vor kurzem ihre junge Tochter auf dem Sterbebett in den Tod begleiten musste.
Während einer ihrer Vorlesungen an der Uni landen zwölf außerirdische Raumschiffe an unterschiedlichen Punkten auf der Erde. Banks und der Physiker und Mathematiker Ian Donnenlly (Jeremy Renner) werden von US-Colonel Weber (Forest Whittaker) spezielle für ein amerikanisches Team engagiert, da eins dieser zwölf muschelfrömigen Flugköerper auch in Montana gelandet ist. Die ersten Versuche durch Teams von Militär und Geheimdiensten hatten keinen Erfolg mit den Ausserirdischen, die wie riesige Tintenfische aussehen, Kontakt aufzunehmen. Doch jedes von diesen 450 m hohen schwarzen, monolithisch wirkenden Raumschiffe öffnet sich alle 18 Stunden und den Menschen wird so die Betretung erlaubt. Ein Schacht, in dem die Schwerkraft manipuliert ist, gelingt die Crew in einen Raum, der von durch Glas abgetrennt ist. Auf der einen Seite stehen die Menschen, auf der anderen die beiden Aliens. 
Beide Wissenschaftler müssen nun versuchen eine Kommunikation mit diesen Wesen mit den sieben Füßen (daher werden sie sofort als Heptapoden bezeichnet) aufzubauen, scherzhaft bekommen die beiden Aliens dabei die Namen "Abbott und Costello" verpasst.
Während Louise und Ian ihre Namen auf Schrifttafeln schreiben, antworten die Außerirdischen mit ihren Füßen und zeichnen kreisrunde Schriftzeichen an die Wand, die jedesmal ein anderes Aussehen haben. Doch der Kontakt bleibt nicht ohne Konsequenzen. Immer mehr Bilder ihrer verstorbenen Tochter erscheinen Louise und sie kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Aliens bereits einen Zugang zu ihr persönlich gefunden haben. Somit wird die Geschichte über den ersten Kontakt mit Ausserirdischen auch eine Geschichte wie wir mit Verlust umgehen, wenn wir jemanden verlieren, denn wir lieben....
 



Villeneuve hat mit "Arrival" Ted Chiangs Erzählung "Story of my life" aus dem Erzählband "Die Hölle in der Abwesenheit Gottes" sehr gut verfilmt. Hier stimmt einfach alles. Die Dramaturgie, das Timing, die Farben, die Bilder...alles fügt sich als Einheit meisterlich zusammen. Amy Adams beweist einmal mehr, dass sie eine klasse Schauspielerin ist. Der Fokus liegt strikt bei der linguistischen Prämisse und diese sorgt für Authentizität und Spannung, auch wenn es nicht viel Action gibt. Aber ausserhalb dieser Begegnungen zwischen zwei Menschen und zwei Ausserirdischen wird immer wieder Bezug darauf genommen, wie die Menschheit an den 12 verschiedenen Orten (auch Russland und China) auf die Besucher reagiert...man spürt die Angst, man spürt die Anspannung und auch die kriegerischen Methoden, die zunehmend von der Bevölkerung gewünscht wird. Man will die Eindringlinge, die sich nicht in ihren Absichten zu erkennen geben können, am liebsten zerstören und beseitigen. Also das übliche menschliche Säbelrasseln, während indivuell ein tiefenphilosophischeer Exkurs in das Wesen von Sprache und Kommunikaton als Alternative aufgezeigt wird. Ein Plädoyer fürs Verstehen vom Gegenüber, dass so viel höher anzusiedeln ist wie militärische Stärke oder Heldentum, Kriegserfolg und sogar menschliche Intelligenz. Mit der unheimlichen Begegnung der dritten Art, die unvergesslich bleibt, sorgt aber auch die menschliche Begegnung noch für einen weiteren Höhepunkt des Lebens.
Das Bild der trauernden Mutter am Bett ihrer kahlköpfigen Tochter wird noch öfter im Film zu sehen sein, aber das Schlußbild steht für die Hoffnung auf weitere Glücksmomente. "Arrival" war einer der großen Oscarkandidaten des Jahres 2016. Der Film bekam insgesamt 8 Nominierungen (Bester Film, Beste Regie, Bestes adaptiertes Drehbuch, Bester Tonschnitt, Bester Ton, Bester Schnitt, Beste Kamera (Bradford Young) und bestes Szenenbild. Allerdings gabs am Ende die Auszeichnung nur für Sylvain Bellemare in der Kategorie "Bester Tonschnitt".
"Arrival" kann man als eine Art neuen "Am Tag, als die Erde stillstand" ansehen.




Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Sonntag, 2. April 2017

Planet der Affen

























Regie: Franklin J. Schaffner

Im Jahr 3978....

1968 gelang dem Regisseur Franklin J. Schaffner (Patton, Papillon, Nikolaus und Alexandra) sein vielleicht populärster Film. "Planet der Affen" basiert auf dem Roman "La Planete des singes" aus dem Jahr 1963 von Pierre Boulle über drei französische Forscher im 26. Jahrhundert, die unter Führung von Ulysse Meour ihr Raumschiff auf einem Planeten landen und dort - scheinbar in der Zukunft - auf eine Zivilistation treffen, die von klugen Affen bewohnt wird. Der stummen und dummen Menschen, die dort ebenfalls leben, werden wie Tiere von den Affen behandelt und gehalten.
Schaffners Film wurde ein riesiger Welterfolg, einer der 10 erfolgreichsten Filme des Jahres 1968 und er brachte es bis 1973 auf insgesamt vier erfolgreiche Fortsetzungen: Rückkehr zum Planet der Affen (1970, Regie: Ted Post), Flucht vom Planet der Affen (1971, Regie: Don Taylor), Eroberung vom Planet der Affen (1972, J.Lee 'Thompson) und "Die Schlacht um den Planet der Affen" (1973, Regie: J. Lee Thompson).
2001 wagte sich Tim Burton mit "Planet der Affen" an eine Neuverfilmung. In finanzieller Hinsicht wurde dieses Remake mit einem weltweiten Einspielergbnis von 362 Millionen Dollar ein riesiger Erfolg, die Kritiken fielen aber mager aus - trotz Publikumsliebling Marc Wahlberg. Besser bewertet wurde der 2011 inszenierte "Planet der Affen-Prevolution" von Rupert Wyatt und dessen Fortzsetzung "Revolution" von Matt Reeves, dem bisher finanziell erfolgreichsten Affen-Movie (710 Millionen Dollar weltweit). Auch der bald startende dritte Teil der new Generation "War of the Planet of the Apes" dürfte ein echter Blockbuster werden. Seit nunmehr fast 50 Jahren mischen diese Affen erfolgreich in der Kinogeschichte mit.
Die Filmversion von 1968 ist natürlich aufgrund ihrer Aussage die filmgeschichtlich interessanteste. Während die meisten anderen Fortsetzungen reine Genrefilme waren, bleibt der erste "Planet der Affen" ein interessantes Science Fiction Abenteuer, dass seine Wirkung bis heute beibehalten hat.
Vier Astronauten (drei Männer und eine Frau) sind im Jahr 1972 seit 6 Monaten im Weltraum unterwegs. Doch durch die Zeitdilatation bei annähernder Lichtgeschwindigkeit, mit der das Raumschiff unterwegs ist, dürfte nun auf der Erde schon das Jahr 2673 angebrochen sein. Die Crew weiß das, aber sie haben sich alle nicht besonders schmerzlich von der Erde entfernt, da die Kriege immer mehr überhand nahmen. Auf einem anderen Planeten versuchen die Vier eine neue Aufgabe zu finden. Astronaut Taylor (Charlton Heston) hat seine Begleiter Landon, Dodge und Stewart bereits in den Tiefschlaf versetzt. Er setzt sich auch die Spritze, macht seinen letzten Logbuch-Eintrag und schläft dann auch friedlich ein. Dann ein Krach und er wacht abrupt wieder auf. Das Raumschiff befindet sich auf einem fremden Planeten und ist soeben in einen See gekracht, die Astronautin Stewart ist tot. Mit knapper Not überleben die drei Anderen, sie finden aber eine öde Wüstenlandschaft vor. Erst nach vielen Tagen entdecken sie Leben...menschliches Leben...auf diesem Planeten. Doch die Menschen sind stumm und geben nur unverständliche Laute von sich. Eine hübsche Frau (Linda Harrison) fällt Taylor besonders auf. Aber Zeit zum näheren Kennenlernen gibts keine, denn plötzlich bemerken die Astronauten, dass Jagd auf diese Horde Menschen gemacht wird. Als sie die Jäger zu Gesicht bekommen, ist der Schock groß: Es sind brutale Gorillas in Unform. Einige der fliehenden Menschen werden von den Affen kaltblütig ermordet, andere gefangengenommen und mit in die Affenstadt gebracht. Dort leben die klugen Affen in einer Art Kastenwesen. Die Orang Utans sind Adlige und Politiker, der mächtigste unter ihnen ist Dr. Zaius (Maurice Evans). Die Gorillas sind Soldaten, Polizisten, Arbeiter und Jäger. Die Schimpansen sind Forscher, Wissenschaftler und verhalten sich intellektuell. Der Ärztin Dr. Zira (Kim Hunter) und ihrem Freund Cornelius (Roddy McDowall) fällt auch gleich der neue Gefangene auf, der bei der Jagd verletzt wurde und der Gesten macht, als könne er sprechen. Reichlich absurd, die Menschen sind doch dumme Primaten. Aber mit dem neuen Gefangenen ließe sich womöglich was Aufsehenerregendes beweisen: Die These, dass der Affe vom Menschen abstammt. Aber in den Augen der Gesellschaft und der Religion ist dies ein Frevel und unter keinen Umständen soll Dr. Zira beweisen können, dass hier ein kluger Mensch gefangen genommen wurde...





Es ist also die Umkehr der Rollen von Mensch und Tier, dass den Film so extrem interessant macht. Da lässt sich auch viel Brisanz im Verhalten vom Mensch zum Tier (z.B. Tierversuche) ableiten und der Mensch bekommt einen Spiegel vorgehalten. Die Masken sind klasse gemacht und ich kann mich noch daran erinnern, wie mich das Aussehen dieser Affen als Kind fasziniert hat. Dafür wurde Maskenbildner John Chambers mit einem Ehrenoscar im Jahr 1969 bedacht. Auch die Musik von Jerry Goldsmith, die einfallsreichen und auffälligen Kostüme sowie die vorzügliche Kameraarbeit von Leon Shamroy sind hervorragend.
Beste Szene des großartigen Klassikers gibts dann am Ende, als Charlton Heston gemeinsam mit Linda Harrison mit dem Pferd die Region der Affen verlässt und den Strand entlang reitet. Was er dabei entdeckt, hat Filmgeschichte geschrieben. Und auch die Dialoge sind unvergessen. Charlton Hestons Spruch "Take your stinking paws off me, you damn dirty ape" wurde in die AFI Liste der 100 besten Filmzitate auf Platz 66 gewählt.





Bewertung: 9 von 10 Punkten.