Sonntag, 15. September 2013

Hänsel und Gretel Hexenjäger





















Regie: Tommy Wirkola

Once upon a time in Augsburg...

Horrorfans dürfte der Norweger Tommy Wirkola bereits bekannt sein. Auf sein Konto ging der Nazizombieterrorspaß "Dead Snow", der 2007 entstand und sich ein bissel zum Kultfilm mauserte. Zum Lohn durfte er nun mit wesentlich höherem Budget eine internationale Produktion und Gemeinschaftsarbeit aus Deutschland und USA leiten. "Hänsel und Gretel Hexenjäger" erzählt die Geschichte der Gebrüder Grimm weiter und zeigt die beiden erwachsenen Geschwister auf Hexenjagd in der Gegend von Augsburg. Gedreht wurde tatsächlich in Deutschland. Drehorte waren das Filmstudio Babelsberg in Potsdam sowie der Burgplatz in Braunschweig. Das 3D-Spektakel ist ein Fest der CGI Schauwerte, hat aber dennoch soviel Charme, dass das moderne Märchen nicht nur zum technisch perfekten, aber seelenlosen Szenario verkommt.
Zu verdanken ist dies einem gut aufgelegten Duo Jeremy Renner und Gemma Atherton, einer fiesen Oberhexe, die von der niederländischen Schauspielerin Famke Janssen gespielt wird und beinahe schon so hexenhaft böse wirkt wie Anjelica Huston in Nicholas Roegs "Hexen hexen". Ausserdem gut aufgelegte Jungstars wie Pihla Vitala und Thomas Mann, inmitten von weitern optisch gut aussehenden Hexen sowie Edward, dem Troll.
Als Kinder werden ja die beiden bereits von ihren Eltern im Wald ausgesetzt und dort kommen sie an dieses verzuckerte Knusterhäuschen, indem eine böse Hexe wohnt. Die will den Jungen mesten und dann grillen, doch die beiden Geschwister wissen sich zu helfen. Viele Jahre später sind sie bekannt als Hexenjäger und verfügen über Waffen, die zu dieser Zeit noch gar nicht erfunden waren. Möglicherweise sind Hänsel (Jeremy Renner) und Gretel (Gemma Atherton) auch Zeitreisende ? Auf jeden Fall retten sie eine junge Frau (Rihla Vitala) vor dem Scheiterhaufen, auf dem sie nach Willen des Augsburger Amstsrichter Berringer (Peter Stormare) verbrennen soll. Die Stadt ist in Angst, da es wieder vermehrt Hexensichtungen gibt. Dabei haben der Hänsel und die Gretel zu ihrer Zeit schon so viele Hexen unschädilich gemacht. Einen Fan haben sie aber in Augsburg, der junge Ben (Thomas Mann) kennt die beiden Helden aus den Medien der damaligen Zeit, die wiederum Johannes Gutenberg zu verdanken sind.
Die Hexen entführen vermehrt Kinder an. Sie brauchen für ein besonders böses Hexenritual 12 an der Zahl, 11 sind schon in ihren Händen. Als sie eines Nachts Augsburg angreifen, entwenden sie auch das zwölfte Kind. Der Kampf spitzt sich zu...


 Irgendwie fand ich den Film recht gelungen, denn er ist kurzweilig und auch witzig gestaltet. Und die Respektlosigkeit ist Tommy Wirkola auch nicht abhanden gekommen, ein bissel erinnert der Kampf der Hexenjäger gegen die Hexen in mittelalterlicher Zeit auch an den Kampf der Nazijäger gegen die Nazizombies in winterlicher Pracht.  Statt Kettensägen in "Dead Snow" gibts coole Waffen und schwarze Lederklamotten für die Helden. Super gut gelungen ist der Vorspann und Prolog, überhaupt ist der Film richtig gut fotografiert von Michael Bonvillain. Tiefgang darf man nicht erwarten, aber das Tempo ist enorm hoch. 88 Minuten vergehen wie im Flug, Maskenbildner und die Spezialeffekte Crew waren richtig in ihrem Element. 



Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Re-Animator

Regie: Stuart Gordon

Verrückte Wissenschaftler...

Im Jahr 1922 veröffentlichte H.P.Lovecraft seine Kurzgeschichte "Herbert West - Der Wiedererwecker". Der 1890 in Rhode Island geborene Schriftsteller gilt als einer der weltweit einflussreichsten Autoren anspruchsvoller und phantastischer Horrorliteratur.
Die Werke Lovecrafts wurden oft verfilmt, allerdings meistens im B-Movie Sektor. Die beste Verfilmung dürfte vermutlich "Re-Animator" von Stuart Gordon aus dem Jahre 1985 sein.
An der Universität Zürich im Institut für Medizin in der Schweiz, bringt Herbert West (Jeffrey Combs) seinen toten Professor Dr. Hans Gruber (Al Berry), wieder zum Leben. Es ist allerdings ein Versuch mit verheerenden Nebenwirkungen, denn die Dosis war viel zu hoch.  West geht daraufhin an die Miskatonic Universität in New England , um seine Studien fortzusetzen . Er mietet ein Zimmer bei dem vielversprechenden Medizinstudent Dan Cain (Bruce Abbott), der ein heimliches Verhältnis mit Megan Healsey (Barbara Crampton), der Tochter des Dekans (Robert Samson) hat.  Heimlich richtet West im Keller des Gebäudes sein eigenes persönliche s Labor ein, um die Studien weiterzubetreiben, die totes Gewebe wieder zum Leben erwecken sollen.
West macht sich schnell an der Uni unbeliebt und bald wird der alteingessenen Gehirnchirurg Dr. Carl Hill (David Gale) zu seinem Feind.  Als erstes Opfer für Wests Versuche muss Daniels Katze dran glauben.
Diese erweckt er tatsächlich wieder zum Leben, doch aus dem lieben Schmusekater wird eine aggressive und gefrässige Bestie, die ihr Herrchen fast ins Jenseits befördert. Doch das ist erst der Anfang der weiteren Experimente, die bald noch in einen Kampf der Mad Scientists einmünden...

 Und der hat es tatsächlich in sich. "Re-Animator" erweist sich als äusserst geglückte 80er Variante von Dr. Jeckyll und Mr. Hyde, von Frankenstein und all den verrückten Wissenschaftlern, die es auch geschafft haben in der Popkultur Einzug zu halten.
Der Film ist erfrischend anders und wirkt extrem eigenständig trotz der großen Vorbilder. Man erkennt, dass diese Wiederbelebung äusserst geglückt ist und dass sich "Re-Animator" inzwischen in die Riege der Kultfilme eingereiht hat. Dies gelingt durch den schwarzen Humor, durch einen dreckigen Charme und viel knalligen Splattereffekten, die den ganz besonderen Rhythmus des Films noch verstärken.
Ich hoffe auf eine würdige DVD-Umsetzung. Der Film war bis zum Sommer 2013 in Deutschland indiziert. 

Bewertung: 9,5 von 10 Punkten. 

Der Rattengott

























Regie: Krysto Papic

Sie sind unter uns...

"Der Rattengott" ist ein kroatischer Horrorfilm aus dem Jahr 1975/1976 und wurde vor vielen Jahren vom ZDF in der unvergesslichen Reihe "Der phantastische Film" vorgestellt, danach geriet der Tierhorrorfilm (Original: Izbavitelj) und osteuropäischer Bruder des Rattenschockers "Willard" wieder in Vergessenheit.
Erst jetzt wurde der Film von Krysto Papic auf dieser limitierten DVD in deutscher Sprache herausgebracht und wird alle die freuen, die den Film damals angesehen haben und irgendwie faszinierend fanden.Aus heutiger Sicht kommt der Film zwar sehr behäbig und langsam erzählt daher, allerdings wirken die morbiden Szenen auch heute noch.
Es fängt schon klasse mit dem Vorspann an, der keinen Zweifel zulässt, dass die nächsten 75 Minuten sehr düster ausfallen werden. Der Film hat durch sein Zeit- und Lokalkolorit etwas von Kafka und ist so etwas wie ein
Vorbote für den kommenden verheerenden Siegeszug des Faschismus in Europa und somit auch für den zweiten Weltkrieg mit vielen Millionen Opfern.
Nach dem ersten Weltkrieg ist die Welt in einer schweren Wirtschaftskrise, die auch dem erfolglosen Dichter und Lyriker Ivan Gajski (Ivica Vidovic) sehr zusetzt. Von seiner Vermieterin wird er vor die Tür gesetzt. Weil er Hunger hat, versucht er seine letzten Bücher zu verkaufen. Dort auf der Straße lernt er Sonja Boskovic (Mirjana Majurec), die Tochter eines sehr angesehen Professors (Fabijan Sovagovic) kennen. Ein Nachtwächter gibt ihm den Tipp, sich in der verlassenen Zentralbank einen Unterschlupf zu suchen, denn im Freien könnte er von der Polizei als Landstreicher verhaftet werden. Dort wird er Zeuge eines geheimen, feudalen Banketts. Als er hört, dass Professor Boskovic, Sonjas Vater, ermordet werden soll, wird er von den feiernden Gästen erkannt, doch kann entkommen. Er warnt den Professor und dieser bietet ihm eine Stelle als Assistent an. Der Professor glaubt an die abwegige Idee, dass sich Ratten in Menschen verwandeln können und die Weltherrschaft übernehmen wollen. So zumindest steht es geschrieben in einem 400 Jahre allten okkulten Buches, das sich "Das Vermächtnis des Rattenkönigs" nennt...

Realisiert nach der Novelle "Der Rattenfänger" des russischen Schriftstellers Alexander Grin beweißt Regisseur Krsto Papic eindrucksvoll, dass auch aus Jugoslawien gute phantastische Filme kommen können. Die angespannte Lage durch die Wirtschaftskrise wird sehr gut dargestellt, ein Umschwung schwebt in der Luft. Erst beim grotesken Fress- Sauf und Sex- Bankett mit den teilweise recht seltsamen "Menschen" und wenig attraktiven Rattenzähnen kommt eine beängstigende Spannung auf, die sich immer weiter steigert. Da die Rattenmenschen nicht von echten Menschen zu unterscheiden sind, bleibt auch immer unklar, wem man trauen kann und wer einen verrät, die Paranoia erfasst die Figuren. Hierin liegt auch die politische Kritik, die in diesem Film sehr gut zum Ausdruck kommt.
Die Rattenmenschen erinnern ein bisschen an Murnaus "Nosferatu", der Stoff selbst ist eine Art Kafkaeske Variante von Filmklassikern wie "Body Snatchers" oder "Sie leben" von John Carpenter.
Als Bonus gibts die Langfassung - allerdings nur in Originalsprache ohne deutsche Untertitel und mit sehr schwachen Bild.
 Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Real Steel





















Regie: Shawn Levy

Zeus, Atom, Twin Cities und alle anderen Roboter...

Shawn Levys Gute-Laune Science Fiction Film ist etwas für Jung und Alt, denn er erzählt neben der Geschichte um kämpfende Roboter eine nette Vater-Sohn Geschichte und beim Gucken kommt doch immer wieder dieses bestimmte Steven Spielberg Feeling auf.
Eine eher schlechte Nachricht für alle Fans der Klitschko Brüder gibt es schon, denn hier im Jahr 2020 haben die Roboter die kämpfenden, starken Männer im Boxring völlig ersetzt. Diese Roboterkämpfe sind also in ein paar Jahren das Non Plus Ultra des Sports und die großen Helden heißen Zeus, Atom, Midas oder Noisy Boy.
Charlie Kenton (Hugh Jackman) war mal selbst aktiver Boxer, doch hier in der nahen Zukunft tingelt er mit seinem Kampfroboter durch die Lande, abseits der offiziellen Liga besteht sein Roboter an privat organisierten Kämpfen, er muss aber auch viel Mißerfolg einstecken. Da Charlie ein Risikomensch ist verkalkuliert er sich beim Gegner, sein Schützling verliert den Fight, er verliert 10.000 Dollar und hat am Ende nur noch Schrott in den Händen. Vor seinen Gläubigern muss er auch flüchten. Als seine Exfreundin stirbt, holt ihn aber seine Vergangenheit wieder ein - er hat einen kleinen Sohn Max (Dakota Goyo), der jetzt einen neuen Vormund braucht. Das würde die Schwester der Verstorbenen liebend gerne werden, doch sie will mit ihrem Mann zuerst ausgedehnten Urlaub machen. Mit dem vermögenden Gatten geht Charlie den Deal ein, dass er sich einige Zeit um den Sprößling kümmern soll - natürlich gegen gute Bezahlung. Und Geld hat er auch dringend nötig, damit er Noisy Boy kaufen kann. Aber erst als Max im Schlamm ein altes Robowrack findet und ihn Atom tauft, nimmt die unterhaltsame Geschichte eine spannende Wendung, indem der Vater erstmalig Gefühle für sein Kind erkennt...


 Ein netter Film, der sehr gut zu vielen Unterhaltungsklassikern wie "Super 8", "Die Goonies" oder "Numner 5 lebt" passt. Ein bisschen "Transformers" ist auch dabei. Mit einem Wort: Ein guter Typ für die  ganze Familie, wenn man was fürs Herz schauen möchte. Da ist zwar wenig Tiefgang zu finden, aber jede Menge von good Feeling und alles eingebettet in eine heitere Science Fiction Story, die gut inszeniert wurde. Die Roboterkämpfe sind spektakulär und effektiv in Szene gesetzt. Der Film hatte seine größten Erfolge nicht in der US-Heimat, sondern auf internationalem Parkett spielte er viel mehr ein, insgesamt kamen beinahe 300 Millionen Dollar zusammen. 

 Bewertung: 7 von 10 Punkten.