Samstag, 31. Dezember 2022

E. T. - Der Ausserirdische


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Steven Spielberg

Das Märchen vom Besucher aus dem All...

Steven Spielbergs Science-fiction Märchen "E. T. - Der Ausserirdische" brach 1982 alle Rekorde im Kino. Er spielte fast 800 Millionen Dollar ein, bei relativ überschaubaren Kosten von etwa 10 Millionen Dollar. Der Film löste den bisherigen Spitzenreiter "Jaws" als erfolgreichsten Film aller Zeiten ab und nur Spielberg selbst konnte ihn im darauffolgenden Jahrzehnt mit seinem "Jurassic Park" toppen. Spielberg hat sich dafür entschieden, dass alle technischen Tricks konsequent der Geschichte untergeordnet wurden. Die Balance zwischen Spannung, Humor und Gefühl hält sich perfekt die Waage. Es gelingt ganz große Sympathien für das kleine Minimonster aus dem All zu erwecken, obwohl E. T. nicht gerade als schön bezeichnet werden kann.
Einige Szenen werden für unvergessen bleiben. So etwa die Verfolgungsjagd der Wissenschaftler, die versuchen die Jungs zu stoppen, die mit ihren BMX Rädern E.T. zu seinem Raumschiff bringen wollen. In dem Moment, bei dem es ganz brenzlig wird, kommen die Superkräfte des Minimonsters zum Einsatz. Er hat die Fähigkeit die Fahrräder zum Fliegen zu bringen. So entkommen sie und können sich am Ende - zwar schweren Herzens - von ihrem ausserirdischen Freund verabschieden, der mit seinem Artgenossen die Reise in seine Galaxie unternimmt. Auch die Halloween Szene ist großartig. E.T. wird mit einem Leintuch unkenntlich gemacht, er sieht die vielen verkleideten Menschen auf der Straße. Eines der Kinder hat sich als Star Wars Yoda verkleidet - für einen Moment denkt E.T., dass hinter dieser Maskierung ein "Bruder" aus seiner Heimat versteckt sein könnte.
Im Walt tut sich was. Ausserirdische, die sehr an unserer Pflanzenwelt interessiert sind, besuchen nachts heimlich die Erde. Einer von ihnen ist so fasziniert von den fernen Lichtern der nahe gelegenen Stadt, dass er sich von der Gruppe trennt und sich verirrt. Schon sind Fahrzeuge der US-Regierung an diesem Ort und sie jagen das aufgeschreckte Wesen um es einzufangen. Die anderen Ausserirdischen müssen mit ihrem Raumschiff fortfliegen und lassen ihren Kameraden auf der Erde zurück. Im nahe gelegenen Viertel im San Fernando Valley wird der 10jährige Elliot (Henry Thomas) mit Geräuschen aus dem Geräteschuppen konfrontiert. Als er einen Baseball dort hinein wirft, wird der Ball zurückgeworfen. Seine Mom (Dee Wallace, die jüngere Schwester Gertie (Drew Barrymore) und sein älterer Bruder Michael (Robert McNaughton), der gerade mit seinen Freunden Greg (K. C. Martell), Tyler (C. Thomas Howell) und Steve (Sean Frye) im Wohnzimmer mit Spielen beschäftigt ist, nehmen den etwas verängstigten Elliot gar nicht ernst. Doch Elliot kehrt in der Nacht mit einer Taschenlampe zurück und legt sich auf die Lauer. Er entdeckt eine Kreatur zwischen den Maisstängeln. Er freundet sich mit dem seltsamen Gast an und h#lt ihn zunächst vor seiner Famile versteckt. E. T. und Elliot werden Freunde, doch der unfreiwillige Erdenbesucher hat Heimweh. Er würde gerne nach Hause telefonieren...







Spielberg agiert mit dem Herzen eines Kindes und die NASA, die den Fremdling schließlich aufspürt und ihn wissenschaftlich untersuchen will, wirkt anonym bis angsteinflössend - beispielsweise als große, bedrohliche Schatten, wenn sie dem Haus der Familie immer näher kommt. Man muss das kleine Minimonster mit den Augen der Kinder sehen, dann ist man auf der richtigen Seite. Als modernes Märchen ist der Film perfekt und dafür wurde der Film auch mit 4 Oscars (Bester Soundtrack, bester Ton, beste visuelle Effekte und beste Soundeffekte) ausgezeichnet. Er läutete auch langsam das Blockbuster-Zeitalter im Kino ein, dass auch noch sehr viel Geld mit diversen Merchandise-Produkten wie beispielsweise Puppen oder T-Shirts machte. Dennoch gibts einen Unterschied zu der heutigen Machart von Blockbustern, die vor allem Superhelden präsentieren, die mal kurz Kämpfe in der Galaxis haben und die Welt retten. Die 80er Dekade war ein Ära in der die modernen Märchen, die im Kino große Erfolge feierten und sie entsprangen kreativen Geschichten. Und die großen Sympathien für dieses liebenswerte Monster aus dem Weltall blieb bis heute erhalten. Ein Film, der weltweit die Herzen gewonnen hat. Nicht nur Kinder waren begeistern, auch die jung gebliebenen Erwachsenen, die sich für diesen Traum von Kindheit richtig begeistern konnte.







Bewertung: 9,5 von 10 Punkten. 

The Lost Boys


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Joel Schumacher 

Vampire in der Stadt...

 n den 80er Jahren tauchten in der Kinolandschaft vermehrt jugendliche Helden auf. Die Produzenten erkannten das Potential eines sehr jungen Publikums und so wurden neue Gesichter etabliert, mit denen sich die Kids und Teenager in dieser Dekade gut identifizieren konnten. Diese neue Schauspielergeneration wurde dann irgendwann mit dem Begriff "Brat Pack" zusammengefasst, denn viele dieser Akteure (Emilio Estevez, Anthony Michael Hall, Andrew McCarty, Judd Nelson, Molly Ringwald, Rob Lowe, Ally Sheedy, Matthew Broderick, Patrick Swayze, Lea Thompson, Kevin Bacon, Kiefer Sutherland, Jennifer Grey, Mary Stewart Masterson, Jamie Gertz) spielten gemeinsam in den gleichen Filmen und bildeten auch dort eine "Clique". In den meisten Filmen wurde die Teenager Romanze beschrieben, es gab jedoch auch Ausnahmen von dieser Regel: Im Western "Young Guns" spielten einige Jungs des Brat Packs schießwütige Outlaws und im 1987 entstanden "The lost Boys" mussten jugendliche Helden gegen sehr junge Vampire kämpfen. Joel Schumacher, der zuvor mit einigen dieser Schauspieler den Jugendfilm "St. Elmos Fire" drehte, wagte sich an den Horrorvertreter, den er jedoch mit ziemlich viel Witz und flotten Sprüchen auflockerte. Lucy Emerson (Diane Wiest) zieht mit ihren beiden Jungs Michael (Jason Patric) und Sam (Corey Haim) nach Santa Clara, Kalifornien - ein kleiner Ort (fiktiv), der natürlich am Strand liegt. Der Vater hat die Familie verlassen, nun haben
sich die Drei bei ihrem exzentrischen Großvater (Barnard Hughes) einquartiert. Lucy hat Glück, sie wird von Max Lawrence (Edward Herrmann) als Mitarbeiterin für seine Videothek eingestellt. Der Junggeselle ist darüberhinaus von Lucy sehr angetan. Auch Michael erkundet seine Umgebung und während eines Rockkonzerts entdeckt er die hübsche Star (Jamie Gertz) im Publikum, das Mädchen macht ihm schöne Augen. Doch solo ist Star wahrscheinlich nicht, denn sie gehört zu David Powers (Kiefer Sutherland), dem mysteriösen wie charsmatischen Anführer einer jugendlichen Biker Gang (Brooke McCarter, Billy Wirth und Alex Winter). Derweil macht Brüderchen Sam Bekanntschaft mit den beiden Frog Gebrüder (Corey Feldman und Jamison Newlander), die dem verdutzten Sam weißmachen wollen, dass es in der Stadt von Blutsaugern nur so wimmelt. Sie geben ihm ein Comic zum Lesen, dass ihm vielleicht das Leben retten wird...




Mit "The lost Boys" inszenierte Schumacher einen gelungenen Unterhaltungsfilm, der ein bisschen Horror bietet, bei dem aber der Spassfaktor eindeutig überwiegt. Neben den Brat Pack Nachwuchsdarstellern setzten die Macher auf noch jüngere Gesichter und die beiden Coreys (Feldman und Haim) wurden ebenfalls beliebte Teeniestars. Feldman drehte später Komödien wie "Meine teuflischen Nachbarn" oder "Daddy Cadillac". Corey Haim war auch in "Daddys Cadillac" Feldmans Filmpartner. Leider verstarb der Schauspieler 2010 im Alter von 39 Jahren an den Spätfolgen seiner Drogensucht, mit der er seit den frühen 90ern zu kämpfen hatte und die er nie wieder loswerden sollte.




Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Freitag, 9. Dezember 2022

Lamb


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie:Valdimar Johannsson

Unser Kind...

Von der Filmkritik wurde der isländische Mysteryhorrorfilm "Lamb" sehr gut aufgenommen, doch das Ende der Geschichte wurde von manchem Kritiker als enttäuschend empfunden. Auf den zweiten Blick ist dieser Schluß aber logisch durchdacht. Dem Regisseur Valdimar Johannsson und seinem Team ist einer der besten Filme des Jahres 2021 geglückt. "Lamb" wurde als isländischer Beitrag für den besten internationalen Spielfilm bei den 94. Academy Awards ausgewählt - er schaffte es dort immerhin in die Short List. Bei der Vergabe des europäischen Filmpreises lief es etwas besser. Der Film gewann in der Kategorie der besten visuellen Effekte (Peter Hjorth und Fredrik Nord). und wurde ausserdem für den FIPRESCI-Preis nominiert.
Dabei handelt es sich um das Regiedebüt von Johannson, der ausserdem gemeinsam mit Sjon das Drehbuch schrieb. Es handelt sich dabei um ein Märchen, das in der heutigen Zeit spielt und sich um die Geburt eines Mensch-Schaf-Hybriden mysteriöser Herkunft handelt. Somit ist ein bisschen Phantasie gefragt, damit man sich von diesem sehr berührenden, aber auch traurigen Film begeistern lassen kann.
In der Hauptrolle ist die schwedische Schauspielerin Noomi Rapace zu sehen, die in der Rolle als Lisbeth Salander in der Verfilmung der Millenium Trilogie (Verblendung, Verdamnis, Vergebung) international bekannt wurde. Noomi Rapace beeindruckt auch in "Lamb" - als Bäuerin Maria zeigt sie gekonnt alle Facetten einer vielschichtigen Gefühlswelt. Ihr Aussehen erinnert an den Stummfilmstar Lilian Gish.
Die Geschichte spielt auf einem abgelegenen Bauernhof in Island, die dem Ehepaar Ingvar (Hilmir Snaer Gudnason) und Maria (Noomi Rapace) gehört. Dort kümmern sie sich in starker Abgeschiedenheit um ihre große Schafsherde. Das Paar hat eine Katze und einen Hütehund, der ihnen bei der Arbeit hilft.
In der ersten Szene des Films tut sich was im Stall. Die Tiere werden von einem unbekannten. laut atmenden Wesen erschreckt. Wenig später ist eines der Schafe trächtig - das Tier bringt einen Mensch-Schaf-Hybriden zur Welt, dessen Körper größtenteils menschlich ist und der den Kopf und den rechten Arm eines Lammes hat. Maria und Ingvar nehmen das Mischlingskind als ihr eigenes auf, geben ihm alle Liebe wie wenn es das eigene Kind wäre. Sie nennen das Wesen Ada, nach der verstorbenen Tochter des Paars. Maria sieht das Wesen als Geschenk, doch die leibliche Mutter wird zunehmend zum Ärgernis. Das Schaf versucht ständig Kontakt zu ihrem Kind aufzunehmen und steht nun am Fenster. Dann verschwindet Ada plötzlich und sie wird ziemlich weit draußen in der Einöde bei ihrem Mutterschaf gefunden. Maria erschießt Adas Mutter und vergräbt die Leiche in einem flachen, unmarkierten grab. Ohne ihr Wissen wird Ingvars Bruder Petur (Björn Hynur Haraldson), der kurz zuvor in der Nacht auf dem Hof eintrifft und in der Scheune geschlafen hat, Zeuge des Vorfalls. Als Petur Ada zum ersten Mal sieht, ist er mehr als beuruhigt von dem seltsamen Geschöpf....





In dieser Konstellation kommt es natürlich zu tragischen Konflikten und man bekommt als Zuschauer das Gefühl, dass diese Geschichte nicht gut ausgehen kann. Tatsächlich hat "Lamb" das große Potential zu einem Kultfilm zu werden. Die Idee ist grandios und filmisch klasse umgesetzt. Kameramann Eli Arinson fängt die wunderschöne, aber auch sehr einsame Landschaft großartig um. Das Wesen selbst ist wunderschön, süß, berührend. Einerseits vermittelt "Lamb" die Atmosphäre eines Island-Märchen, wo es beispielsweise noch Einhörner geben soll - andererseits vibriert der Geschichte wie echter Horror, der durch die Tötung von Adas Mutter umso bedrückender wird. Am Ende wird man an die altgriechische Minotaurus Sage erinnert.







Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Titane


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Julia Ducournau

Metall im Körper...

Ganz starker Tobak, den die Regisseurin Julia Ducournau ihren Zuschauern mit den ersten Szenen ihres Films "Titane" da serviert. Eine durchgeknallte Tänzerin und Serienkillerin startet zum Amoklauf, indem sie zuerst einen Fan ermordet und später einer Kollegin und deren Mitbewohner das Licht auslöscht. Das ist sehr provokant und die Szenen sind explizit und einfach unappetitlich. Dann wendet sich die Geschichte und nimmt surreale Züge an. Durch diese Wendung wird der Film dann plötzlich interessant und irgendwann können auch die ersten brutalen Szenen besser eingeordnet werden. Es sind keineswegs Szenen, die dem Selbstzweck dienen, sondern sie dienen der gesamten Dramaturgie. "Titane" ist eine Mischung zwischen zwischen Horrorgenre und Arthaus, sehr verwandt mit den früheren Kultfilmen des kanadischen Filmemachers David Cronenberg. Besonders sein Film "Crash" über Autofetischisten kommt in den Sinn. Auch Alexia, die Heldin in Julia Ducournaus Film ist von Kind an eine Autonärrin. Sie hat aber als kleines Mädchen (Adele Guigue) einen Autounfall, der von ihrem Vater (Bertrand Bonello) verursacht wird. Dem Mädchen wird aufgrund der schweren Kopfverletzung eine Titanplatte in den Kopf eingesetzt. Fast zärtlich verliebt drückt sie nach der geglückten Operation ihre rechte Gesichtshälfte, bei der die Narbe sichtbar ist, gegen das Autofenster. Als junge Frau ist Alexia (Agathe Rouselle) eine begehrte Tänzerin und ist Autonärrin geblieben. Sie ist Star und Showgirl bei einer Autoshow, hat viele Fans, ist darüberhinaus schwanger und sie tötet Menschen. Vor allem dann, wenn die Opfer es auf Zärtlichkeiten abgesehen haben. Es gibt auch schon ein Phantombild, dass Alexia sehr ähnlich sieht. Daher entsteht die Idee sich eine neue Identität zu schaffen, als sie alte Fotos von seit Jahren vermissten Kindern im TV sieht, eine Computersimulation versucht die Verschwundenen so zu zeigen wie sie jetzt nach Jahren als junge Erwachsene aussehen könnte. Sie schneidet sich das Haar, bricht sich die Nase und versteckt die Brüste und so gibt sie sich als der vermisste Adrien aus, dessen Eltern ihn immer noch suchen. Obwohl eher wenig Ähnlichkeit zwischen den Bild von Adrien und Alexia (als junger Mann) bestehen, ist sich der Vater Vincent (Vincent Lindon) ganz sicher, dass der Junge, der sich jetzt bei der Polizei als Adrien gemeldet hat sein leiblicher Sohn ist. Der Feuerwehrhauptmann weigert sich sogar einen DNA Test durchzuführen, der Sicherheit bringen könnte. Seine Kollegen (u.a. Lais Samamee als eifersüchtiger Rayane) wundern sich über den wiedergefundenen Sohn, der sehr feminine Züge an sich hat....





"Titane" beschreibt nicht nur diesen Wechsel von Identität und Geschlecht, sondern zeigt beim bitteren Ende den körperlichen Zerfall eines Menschen, der durch diese Titanplatte geprägt war. Die Metallplatten haben mehr und mehr die Oberhand gewonnen. Die logische Konsequenz ist der Tod. Das Kind, dass geboren wird, hat auf dem Rücken Titanflecken.
"Titane" wurde mit der Goldenen Palme von Cannes ausgezeichnet. Die Jury wollte die "Diversität" belohnen - doch alleine unter diesem Aspekt muss ein Film noch lange nicht gut sein. "Titane" ist aber gesamthaft sehr geglückt, auch wenn der Zuschauer provokatisch gefordert wird. Bei der Cesar Verleihung gabs 4 Nominierugen, für den europäischen Filmpreis sogar fünf Nominierungen - die Auszeichnung gab es für das beste Make Up und Hairstyling. Die beiden Hauptdarsteller Agathe Rouselle und Vincent Lindon waren nominiert, gingen am Ende jedoch leer aus. "Titane" ist der zweite Spielfilm der Filmemacherin. 2016 erschien mit "Raw" ein ebenso interessantes Debüt.





Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.