Regie: Steven Spielberg
Ein Ort, an dem die Träume geboren werden...
Die Science Fiction Version von "Pinocchio" heißt "A.I. -
Künstliche Intelligenz" war eine Idee von Stanley Kubrick, der nur
wenige Monate vor seinem Tod seinen Freund Steven Spielberg gebeten
hatte, einen Film darüber zu drehen. Der 2001 enstandene Film wurde als
Mischung von Kubrick und Spielberg wahrgenommen. Zum einen fand man
düstere Anteile über die menschliche Seele, die man Kubrick zuordnete.
Die kindliche-märchenhafte Aura von "A. I. verband man eher mit der
warmherzigen Phantasie von Spielberg.
Man hat auch den etwas sentimentaleren Schlußpart des Films auch
logischerweise Spielberg zugeordnet, was aber nicht der Wahrheit
entsprach. Gerade Kubrick war es, der diese Idee "nach 2000 Jahren" der
Geschichte beisteuerte.
Für mich ist "A. I. " ein echtes Meisterwerk und einer der größten
Filme von Spielberg, aber extrem untypisch für ihn. Denn auch nach dem
Abspann bleibt ein unbehagliches Gefühl und diese Atmosphäre ist
meilenweit entfernt von Spielbergs anderen Science Fiction Filmen "Close
Encounters", "E.T., "Minority Report" oder "Krieg der Welten".
Einzig die erklärende Offstimme (Ben Kingsley) hätte ich ersetzt
durch eine Bildsprache, aber vermutlich ließ sich der Zeitsprung am Ende
des Films schneller und effektiver erklären.
In der nahen Zukunft im 22. Jahrhundert heißen die Menschen "Orgas"
und Roboter - genannt "Mechas" - lassen sich im alltäglichen Leben
nicht mehr wegdenken. Professor Alan Hobby (William Hurt) ist der
führende Wissenschafter der Firma Cybertronics. Inzwischen sind die
Polkappen durch die Industrialisierung und Unweltverschmutzung
geschmolzen und per Gesetz wurden Lizenzen für Geburten eingeführt. Nur
durch diese staatliche Geburtenkontrolle lässt sich ein gutes Leben
aufrechterhalten. Man braucht aber mehr Roboter - der Markt verlangt
nach willigen Liebesrobotern, nach mechanischen Haushaltshilfen, nach
Arbeitsrobotern und diese hochwertigen Mechas sind dazu da, die
Bedürfnisse des Kunden Mensch zu befriedigen. Nur eine menschliche
Eigenschaft vermögen diese "Mechanoiden" noch nicht zu haben: Liebe zu
empfinden. Mit dem 12-jährigen David (Haley Joel Osment) hat Prof. Hobby
aber nun sein größtes Meisterstück geschaffen. Es ist ein künstliches
Wesen, vom Menschen erschaffen, dass Liebe empfinden kann. Der
Wissenschaftler hat David, ein Abbild seines kleinen verstorbenen
Jungen, erstmals darauf programmiert, Gefühle zu entwickeln und sich von
Ihnen leiten zu lassen. Die Frage, die im Film gestellt wird ist
"Werden auch die Menschen imstande sein, ihm diese Liebe zurückzugeben
?"
David ist der Prototyp eines synthetischen Kindes, der erste seiner
Art und ganz auf seine Besitzer ausgerichtet. Doch bevor diese
Gefühls-Mechas in Serie gehen sollen, müssen sie erprobt werden. In der
Cybertronics Manufacturing entscheidet man sich, dass einer der vielen
Mitarbeiter David als Kinderersatz bekommen soll. Die Wahl fällt auf den
Entwickler Henry (Sam Robards) und dessen Frau Monica (Frances
O´Connor). Der kleine Sohn Martin (Jake Thomas) liegt seit ein paar
Jahren schon im Koma und die Chance wieder wach zu werden sind äusserst
gering. Besonders Monica kann von ihrem Kind keinen Abschied nehmen,
daher bringt Henry eines Tages das künstliche Kind, eine Art Pinoccio,
der ein echter Junge sein will, mit nach Hause. Nach anfänglichem Zögern
sich auf das Wesen einzulassen, erwachen Monicas mütterliche Gefühle.
Der letzte Schritt wäre dann die Aktivierung von Davids Prägung, so dass
David diese bedingungslose Liebe für seine Mutter empfindet. Mit dem
Code "Cirrus, Socrates, Particle, Decibel, Hurricane, Dolphin, Tulip,
Monica, David, Monica“ macht sie es möglich und so wird David zum
liebevollen Kind des Paares. Diese Prägung kann allerdings nie wieder
rückgängig gemacht werden - wenn die Familie seine Dienste nicht mehr
bräuchte, dann käme nur seine Zerstörung durch Cybertronics in Frage.
Das Schicksal will es, dass irgendwann der leibliche Sohn wieder aus dem
Koma erwacht und in der Folge bei den beiden Jungs eine Art
Konkurrenzkampf um die Mutter beginnt. Durch die damit entstandene
emotionale Überforderung entscheiden Monica und Henry das "Mechakind"
wieder zurückzugeben. Doch Monica will seine Zerstörung nicht, sie
entscheidet sich David im Wald auszusetzen. Lediglich Teddy (Stimme von
Jack Angel), Davids Lieblingsspielzeug ( ein hochentwickelter Teddybär,
der laufen, denken und sprechen kann) lässt sie bei Ihm zurück und haut
dann mit dem Wagen ab. Nun beginnt die Odyssee des Jungen mit seinem
Teddy, der gehört hat, dass die blaue Fee Marionetten in echte Jungs
verwandeln kann. Unterwegs trifft er auch auf den Lustroboter Gigolo Joe
(Jude Law). Mit ihm wird er gefangen genommen, kann flüchten und sucht
einen gewissen Dr. Know in Rouge City auf...
"A.I. Artificial Intelligence" hatte ein Budget von ca. 100
Millionen Dollar zur Verfügung, spielte auch locker fast das 2,5 fache
wieder ein. Die Kritiken waren damals eher gemischt, aber auch heute
noch überzeugt mich dieser Spielberg wegen seiner alptraumhaften
Stimmung und seiner Grausamkeit, die meines Erachtens noch durch ein
gewisses Happyend mit Widerhaken in der Intensität noch verstärkt wird.
Diese Odyssee des Pinoccio der Zukunft führt immer wieder in eine Art
Hölle, im Film sind das gefährliche Bordellstädte, wo die Kriminalität
das tägliche Brot ist und zu modernen Hinrichtungsstätten, wo Androiden
bestialisch vom aufgebrachten Menschenmob eliminiert werden.
Natürlich trägt der charismatische Kinderdarsteller Haley Joel
Osment sehr viel zum Gelingen dieses faszniierenden Films bei, Immerhin
gab es zwei Oscarnominierungen (Musik von John Williams, beste Visuelle
Effekte) und drei Golden Globe Nominierungen (Jude Law als bester
Nebendarsteller, Regisseur Spielberg und John Willams Musik), gewonnen
hat der Film aber in keiner Kategorie.
Lediglich bei den Saturn Awards konnten 5 Preise gewonnen werden -
einer davon ging auch tatsächlich an den jungen Hauptdarsteller, der am
Ende in der Zukunft einen ganzen intensiven Tag mit seiner geliebten
"Mami" geschenkt bekommt und der Zuschauer stellt sich nicht nur die
Frage, ob die neuen Wesen auf der Erde Aliens sind oder vielleicht eine
Weiterentwicklung der Roboter...er stellt sich auch die Frage, ob Glaube
vielleicht Berge versetzen kann.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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