Regie: Olivier Assayas
Auf Identitätssuche...
Der französische Filmregisseur Olivier Assayas ist in Deutschland
vor allem durch die Terroristenbiographie "Carlos" bekannt. Für den
Episodenfilm "Paris Je t´aime" steuerte er die 11. Episode "Quartier des
Enfant Rouges" bei. In seinem 2016 gedrehten "Personal Shopper" hat er
alles auf die Präsenz der US-Schauspielerin Kristen Stewart gesetzt, die
durch ihre Rolle der Bella Swan in den Blockbustern "Twilight" zwar ein
weltberühmter Teeniestar wurde, aber nun ernsthafte Probleme hat als
gute Schauspielerin anerkannnt zu werden. Ein Risiko also, denn der
gesamte Film dreht sich um den von ihr verkörperten Cahrakter und es
gibt kaum eine Szene, in der sie nicht im Bild ist. Assayas und sein
Kameramann Yorick Le Saux arbeiten mit Nahaufnahmen und es war das
erklärte Ziel mit viel Nahaufnahmen ihr hübschen Gesicht und ihre
Bewegungen ganz intensiv einzufangen. Jede Geste, jede noch so feine
Bewegung ist so sichtbar und darüberhinaus entzieht sich "Personal
Shopper" jeglicher Genrezuordnung. Man kann vielleicht von einem Mix aus
Arthaus und Geisterfilm drehen, als filmischen Verwandten der letzten
Zeit würde ich Jonathan Glazers "Under the Skin" nennen, obwohl die
Handlung total verschieden ist. Aber die Mischung aus Horror und Kunst
war auch dort sehr stark sichtbar.
Wenn man eine Nähe zu echten Filmklassikern sucht, dann kommt sicherlich Polanskis "Ekel" in den Sinn.
Somit nicht jedermanns Sache, aber ein gewisse Faszination wird der
Zuschauer efahren, der sich auf die ungewöhnliche Geschichte einer
ungewöhnlichen jungen Frau einlassen kann.
Maureen Cartwright (Kristen Stewart) ist in der High-Fashion-Welt
zuhause. Nicht als Model, sondern als Einkäuferin und Körperdouble für
das berühmte Top-Model Kyra (Nora von Waldstätten). Sie muss für sie die
Kleider- , Schmuck- und Accessoireseinkäufe erledigen. Aufgrund ihrer
körperlichen Statur sind auch die Anproben Pflicht und sie kennt den
Geschmack ihrer biestigen Chefin in- und auswendig. Für Kyra reist sie
von Paris aus quer durch Europa. Maureens Zwillingsbruder Lewis starb
vor kurzem mit 27 Jahren an einem Herzinfarkt. Sie befürchtet nun, da
sie das gleiche genetische Herzproblem haben, dass sie auch sehr jung
sterben muss. Beide spirituell begabt und Lewis glaubte noch stärker
daran, dass er Verbindungen zur geistigen Welt hat. Maureen bleibt über
Nacht im Hause ihres Bruders. Seine Freundin Lara (Sigrid Bouaziz) will
die Villa an zwei Freunde (Audrey Bonnet/Pascal Rambert) verkaufen. Die
beiden sind es auch, die Maureen die Bilder der schwedischen Künstlerin
Hilma af Klint nahe bringen. Mit ihrem Freund Gary (Ty Olwin), der in
Oman arbeitet, hat sie Kontakt per Video-Chat. Im Haus des Bruders
versucht sie mit dem Toten kontakt aufzunehmen, denn die beiden haben
sich geschworen, dass sie bei einem Tod dem Hinterbliebenen eine
Nachricht aus der anderen Welt zukommen lassen. Sie spürt tatsächlich
eine Präsenz. Am anderen Tag lernt sie Kyras Liebhaber Ingo (Lars
Eidinger) kennen, der an ihr interessiert scheint. Am nächsten Tag steht
London auf dem Programm. Ein unbekannter schickt ihr SMS-Nachrichten.
Sie glaubt, dass es ihr Bruder ist....
Neben den rätselhaften Dingen, die im Haus des Verstorbenen
passieren, kommt nun auch ein Unbekannter Anrufer dazu. Dies alles
ereignet sich während Maureen ihren Job als Personal Shopper erledigt.
Ganz nebenbei wird sichtbar, dass die junge Frau auf der Suche nach
einer eigenen Identität sein muss. Ausserdem zweifelt sie stark an ihrer
spirituellen Gabe. In großen Teilen des Films ist die Frau alleine und
einsam. Sie unterhält sich mit unbekannten Anrufern und mit Geistern.
Sie spürt auch Lust am Verbotenen. Assayas lässt dem Zuschauer viel
Interpretationsraum. Es gibt nicht auf alle Fragen die entsprechenden
Antworten.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.