Regie: William Castle
Der Parasit im Rückgrat....
William Castle war Regisseur, Produzent und Schauspieler. Nach der Gründung seiner eigenen Produktionsfirma verlegte er sein Interesse zunehmend auf das Gruselgenre. Dabei ging er äusserst originell vor, indem er seine B-Pictures mit Werbegimmicks aufpeppen ließ. Diese Besonderheit wurde auch zu seinem Markenzeichen. Zum Beispiel bot er eine Lebensversicherung über 1.000 Dollar an, für den Fall, dass ein Zuschauer aus Todesangst versterben würde. In einem seiner Filme wurde den Zuschauern eine sogenannte Anaglypenbrille ausgehändigt, die man aufsetzte, wenn die Gestalten zu schrecklich wurden und man diese ausblenden wollte. Seine bekanntesten Filme sind "House on haunted hill", "Mörderisch", "Macabre" und vor allem "Schrei, wenn der Tingler kommt" aus dem Jahr 1959.
Hier tauchen besonders viele Gimmicks auf. Dem Kino als Handlungsort kommt auch eine besondere Bedeutung zu, Natürlich tritt in der ersten Szene der Regisseur vors Publikum und erklärt dem Kinopublikum dieses Gimmick namens "Percepto" - denn irgendwann im Lauf der Handlung soll der Bildschirm ganz schwarz werden und eine Stimme warnt vor dem "Tingler" und gibt Überlebensanweisungen. Einige ausgewählte Sitze im Kinosaal wurden insgeheim verdrahtet, dass die Zuschauer, die auf diesen Sitzen saßen kleine Stromschläge abbekamen. Die Wirkung war grandios - es gab hysterische Schreier und ganz viele Lacher. Statisten wurden engagiert um einige wurmartige Puppen während der Verdunkelung ins Publikum zu werfen. Ein weiterer Einfall von Castle waren Skelette, die während der Vorstellung anfingen zu leuchten.
Im Film selbst geht es um zwei problematische Paare. Der Wissenschaftler und Pathologe Dr. Warren Chapin (Vincent Price) ist so sehr in seine Forschungen vertieft, dass er schon seit langem seine lebenshungrige Frau Isabel Stevens Chapin (Patricia Cutts) vernachlässigt. Die amüsiert sich mit anderen Männern und hat den Plan gefasst ihren Gatten zu vergiften, da dieser sie wegen ihrer Schwester Lucy (Pamela Lincoln) unter Druck setzt. Das jünge Mädchen will auf alle Fälle Chapins Kollege David Morris (Darryl Hickman) heiraten, was allerdings nur dann funktioniert, wenn Isabel ihr Einverständnis gibt. Bei der Obuktion eines Verbrechers, der auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet wurde, lernt Chapin dessen Schwager Oliver Higgins (Philip Coolidge) kennen, der gemeinsam mit seiner taubstummen Frau Martha (Judith Evelyn) ein Kino besitzt, in dem nur Stummfilme laufen.
Chapin entdeckt bei seinen Untersuchungen, dass im Rückgrat eines jeden Menschen eine Kreatur lebt, die sich von der Angst ihres Wirtes ernährt. Fängt der Mensch also im Zustand der Angst nicht an zu schreien, wächst die Kreatur, der Chapin den Namen "Tingler" gibt, zu voller Lebensgröße heran, was zum Tod des Menschen führt. Die Schicksale dieser beiden Paare kreuzen sich und es kommt zu dramatischen Wendungen und zu einer Massenpanik als im Kino "Der Überfall auf die Virginiapost" läuft..
Eine der besten Szenen ist expressionistisch beeinflusst - die taubstumme Kinobesitzerin wird von bizarren Halluzinationen gequält (der Zuschauer glaubt, dass Chapin da großen Anteil daran hatte). So zeigt Castle dem Zuschauer in seinem schwarz weiß Film eine mit leuchtend rotem Blut gefüllte Badewanne. Ähnliche Effekte gabs in "Psycho" bei der Duschszene und viele Jahre später in Spielbergs "Schindlers Liste" mit dem rot bekleideten Mädchen im Ghetto. Vincent Price darf sich als Mad Scientist sogar den ersten LSD-Rausch der Filmgeschichte spritzen. "Schrei wenn der Tingler kommt" ist der Lieblingsfilm von John Waters.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.