Regie: Roland Emmerich
Godzillas hungrige Kinder...
Viele Jahre später nach seinem Blockbuster "Godzilla" aus dem Jahr 1998 meinte Regisseur Emmerich, dass er den Film zunächst gar nicht machen wollte, er war ja sowieso kein Fan des japanischen Kultmonsters. Aber TriStar machte ihm ein Angebot, dass er nicht ablehnen konnte. Es war der erste Godzilla Film, der ausserhalb von Japan produziert wurde. Von einem großen Teil der Godzilla Anhängerschaft wird sein Erfolgsfilm aber bis heute abgelehnt und gar nicht als echten "Godzilla" Film anerkannt. Sie nennen Emmerichs Riesensaurier "GINO", eine Abkürzung für "Godzilla in Name only" (Godzilla, nur dem Namen nach). Und die traditionellen Fans haben da sicherlich nicht ganz unrecht, denn ursprünglich ist Godzilla ein kolossales prähistorisches Reptilienmonster, das amphibisch ist und aus dem Ozean kommt und nach vielen Jahren durch die Einwirkung von nuklearer Strahlung und Atomtests erwacht und gestärkt wird. Als die Filmreihe erweitert wurde, nahmen einige Handlungsstränge weniger ernste Untertöne an und stellten Godzilla als Antihelden oder geringere Bedrohung dar, die die Menschheit verteidigt. Spätere Filme behandeln unterschiedliche Themen und Kommentare, darunter Japans Apathie, Vernachlässigung und Ignoranz gegenüber seiner imperialen Vergangenheit, Naturkatastrophen und die Situation der Menschheit. Die Kreuzung aus Riesenechse, Märchendrachen und T. Rex ist ausserdem eine Mischung aus Monster und Gottheit und beinahe unbesiegbar. Emmerichs Film ist der 23. Film der Reihe und der erste Godzilla-Film, der vollständig von einem Hollywood-Studio produziert wurde. In den Hauptrollen sind Matthew Broderick, Jean Reno, Maria Pitillo, Hank Azaria, Kevin Dunn, Michael Lerner und Harry Shearer zu sehen. Der Film ist Tomoyuki Tanaka gewidmet, dem Mitschöpfer und Produzenten verschiedener Godzilla-Filme, der im April 1997 starb. Im Film untersuchen und bekämpfen die Behörden ein riesiges Monster, das nach New York City zieht, um dort seine Jungen auszubrüten. Im Oktober 1992 kündigte TriStar Pläne an, eine Trilogie von Godzilla-Filmen zu produzieren. Emmerich wurde im Mai 1996 beauftragt, Regie zu führen und gemeinsam mit Produzent Dean Devlin ein Drehbuch zu schreiben.Doch viel Mühe hat man sich mit dem Drehbuch nicht gemacht, denn der Film wird von Special Effekten beherrscht. Der Geist der besten "Godzilla" Filme kann Emmerichs Film nie einfangen. Gleichwohl sind ihm einige Szenen gelungen, die sehr spannend sind. Etwa die Sequenz als Dutzende von Eiern des Monsters im Untergrund von New York gefunden werden und die Babys (so groß wie Velociraptoren) bereits ausschlüpfen und gleich zu Beginn einen Riesenappetit haben. Hier ist Emmerichs Faible für Spielberg zu erkennen. "Godzilla" kam am 20. Mai 1998 in die Kinos, erhielt negative Kritiken und spielte weltweit 379 Millionen US-Dollar ein, bei einem Produktionsbudget von 130–150 Millionen US-Dollar. Damit wurde er der dritterfolgreichste Film des Jahres 1998. Obwohl er Gewinn abwarf, galt er als Enttäuschung an den Kinokassen. Geplante Fortsetzungen wurden abgesagt, stattdessen wurde jedoch eine Zeichentrickserie produziert. Ein Leguannest ist dem radioaktiven Niederschlag eines militärischen Atomtests in Französisch-Polynesien ausgesetzt. Einige Zeit später wird ein japanisches Konservenschiff im Südpazifik plötzlich von einer riesigen Kreatur angegriffen, wobei nur ein Fischer überlebt. Während er in einem Krankenhaus in Tahiti liegt, bekommt der traumatisierte Überlebende Besuch von einem geheimnisvollen Franzosen (Jean Reno), der ihn zu dem befragt, was er gesehen hat, worauf er wiederholt mit "Gojira“ antwortet. Unterdessen erforscht der NRC-Wissenschaftler Dr. Niko „Nick“ Tatopoulos (Matthew Broderick) die Auswirkungen von Strahlung auf die Tierwelt in der Sperrzone von Tschernobyl, als er von einem Beamten des US-Außenministeriums unterbrochen wird, der ihn für einen Sonderauftrag abholen will. Nick wird nach Panama und Jamaika geschickt, um eine Spur von Trümmern zu untersuchen, die zu einem anderen Konservenschiff mit riesigen Kratzspuren führt. Nick identifiziert Hautproben, die er im Schiffswrack entdeckt hat, als zu einer unbekannten Spezies gehörend. Er weist die Theorie des Militärs zurück, dass es sich bei der Kreatur um einen lebenden Dinosaurier handelt, und folgert stattdessen, dass es sich um einen durch Atomtests entstandenen Mutanten handelt. Die Kreatur reist nach New York City und hinterlässt eine Spur der Verwüstung. Die Stadt wird evakuiert, bevor das US-Militär auf Nicks Rat hin die Kreatur mit einem großen Haufen Fische anlockt. Ihr Versuch, sie zu töten, schlägt jedoch fehl und verursacht nur weiteren Schaden, bevor sie entkommt. Nick entnimmt eine Blutprobe und findet durch einen Schwangerschaftstest heraus, dass sich die Kreatur ungeschlechtlich fortpflanzt und Nahrung für ihren Nachwuchs sammelt. Nick trifft sich auch mit seiner Ex-Freundin Audrey Timmonds (Maria Pitillo), einer jungen aufstrebenden Nachrichtenreporterin. Während sie ihn besucht, entdeckt sie in seinem provisorischen Militärzelt ein geheimes Band über die Herkunft des Monsters und übergibt es den Medien. Sie hofft, dass ihr Bericht im Fernsehen gezeigt wird, um ihre Karriere anzukurbeln, was allerdings nicht förderlich ist für das neue Aufleben der Liebe zwischen den beiden...
Dieser Drehbucheinfall ist eher etwas absurd und hätte auch weggelassen werden können. Aber 133 Minuten Laufzeit müssen gefüllt werden. Aber dadurch wird das Ganze auch etwas plump und mindert die Spannung. Gut gelungen ist die Optik des Monsters. Emmerich ist zwar ein deutscher Regisseur in den USA, aber vielleicht sogar der amerikanischste Regisseur seiner Wahlheimat. Der Film ist in technischer Hinsicht gut gelungen, ist jedoch irgendwie seelenlos und ein weiterer negativer Unterschied zu den japanischen Verwandten ist die Art der Bekämpfung des Monsters. Während in den japanischen Filmen etwas mehr Realismus herrscht, auch Evakuierungen und bürokratische Hürden und Verantwortung zu thematisieren, wird bei Emmerich einfach drauf los geballert: Torpedos im HudsonRiver und Raketen werden wahllos auf Manhattan abgeworfen "Oops...war das nicht gerade noch das Crysler Gebäude ?" Die Frage lautet am Ende: Sind die ehrfurchtgebietenden Kreatureneffekte und tosenden Schlachtszenen beeindruckend genug, um die naive Story, die ungenaue Wissenschaft und die grundlegende Unglaubwürdigkeit vergessen zu lassen? Inspirierend und wegweisend war jedoch diese Produktion, denn die Optik ersetzt weitestgehend den Dialog. Beinahe wieder eine Hinwendung an den Stummfilm, wenn nicht die lauten und nicht enden wollenden Geräusche wären, die die katastrophe begleiten. Die später folgenden Marvel Comics sind jedenfalls mit dem Emmerich Film verwandt. In Deutschland besuchten 3 Millionen Zuschauer das Kino im Jahr 1998, womit er ganz knapp die Top 10 des Jahres verpasste. Er erhielt aber den Publikumspreis beim Europäischen Filmpreis.
Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.
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