
Regie: Joseph Sargent
Künstliche Intelligenz...
Joseph Sargent hat in seiner Karriere als Regisseur
zumindest ein Klassiker und Meisterwerk mit dem Thriller "Stoppt die
Todesfahrt der U-Bahn 123" gedreht. Der Film erhielt später ein Remake
mit Denzel Washington. Aber auch der utopische "Colossus" (im Original:
The Forbin Project" aus dem Jahr 1970 erhielt seinerzeit sehr gute
Kritiken. Ist es doch eine Art Verwandter mit dem Stanley Kubrick
Kultfilm "2001 - Odyssee im Weltraum", der mit dem Bordcomputer Hall
9000 schon damals die Gefahren der künstlichen Intelligenz
thematisierte. Was passiert, wenn sich die KI gegen die Menschen selbst
stellt, weil sie erkennt wie fehleranfällig wir in unserem Handeln und
Denken wirklich sind ? Der Film von Sargent basiert auf dem Science-Fiction-Roman "Colossus" von Dennis Feltham Jones aus dem Jahr 1966 und handelt von einem fortschrittlichen amerikanischen Verteidigungssystem namens Colossus, das Bewusstsein erlangt. Nachdem
Colossus die vollständige Kontrolle übernommen hat, erweitert seine
drakonische Logik seine ursprünglichen Richtlinien zur nuklearen
Verteidigung, um die totale Kontrolle über die Welt zu übernehmen und
alle Kriege zum Wohle der Menschheit zu beenden, trotz der Anweisungen
seiner Schöpfer, damit aufzuhören Dr.
Charles A. Forbin (Eric Braeden) ist der Chefentwickler des
Geheimprojekts"„Colossus“, eines fortschrittlichen Supercomputers zur
Steuerung der US-amerikanischen und alliierten Atomwaffensysteme. Tief
in den Rocky Mountains der USA gelegen, wird Colossus von einem eigenen
Kernreaktor und einem radioaktiven Wassergraben angetrieben, der den
Zugriff unmöglich macht. Dadurch ist er unempfindlich gegen Angriffe. Nachdem
Colossus vollständig aktiviert ist, verkündet der US-Präsident (Gordon
Pinset) stolz, Colossus sei "das perfekte Verteidigungssystem“. Colossus‘ erste Aktion ist eine Warnmeldung: "ES GIBT EIN ANDERES SYSTEM“ und die Angabe seiner Koordinaten. CIA-Direktor
Grauber (William Schallert) wird gefragt, warum die CIA dies nicht
wusste. Grauber antwortet, man habe Hinweise auf ein großes sowjetisches
Verteidigungsprojekt gesehen, wisse aber nicht, um welches es sich
handele. Forbin wird gefragt, wie Colossus
auf die Existenz des anderen Systems geschlossen habe. Darauf antwortet
Forbin: "Colossus ist möglicherweise besser gebaut, als wir dachten.“ Kurz darauf verkünden die Sowjets, dass ihr "Guardian“-System nun einsatzbereit ist. Colossus bittet um eine Verbindung mit Guardian. Der Präsident erlaubt dies in der Hoffnung, die Leistungsfähigkeit der sowjetischen Maschine zu ermitteln. Auch die Sowjets stimmen dem Experiment zu. Colossus
und Guardian beginnen langsam mithilfe elementarer Mathematik (2x1=2)
zu kommunizieren, was zur allgemeinen Belustigung führt. Doch alle
staunen, als sich die Kommunikation der beiden Systeme schnell zu
komplexer Mathematik entwickelt, die das menschliche Verständnis und die
Geschwindigkeit weit übersteigt. Daraufhin werden Colossus und Guardian
mithilfe eines Kommunikationsprotokolls synchronisiert, das kein Mensch
interpretieren kann. Besorgt, dass die
Computer Geschäftsgeheimnisse preisgeben könnten, stimmen der Präsident
und der sowjetische Generalsekretär zu, die Verbindung zu trennen. Beide Maschinen verlangen die sofortige Wiederherstellung. Als
ihre Forderung abgelehnt wird, startet Colossus eine Atomrakete auf ein
sowjetisches Ölfeld in Westsibirien, während Guardian eine auf einen
amerikanischen Luftwaffenstützpunkt in Texas startet. Die Verbindung wird eilig wiederhergestellt, und beide Computer arbeiten ohne weitere Störungen weiter. Colossus kann die sowjetische Rakete abschießen, doch die US-Rakete zerstört das sowjetische Ölfeld und eine nahegelegene Stadt. Titelgeschichten, die die Fakten verschleiern, werden an die Presse weitergegeben. Die Amerikaner geben bekannt, dass sich eine Rakete während eines Tests nach Kursabweichung selbst zerstört hat. Die Sowjets geben bekannt, dass die sibirische Stadt von einem großen Meteoriten getroffen wurde.
In einem letzten verzweifelten Versuch, die menschliche Kontrolle
zurückzuerlangen, wird in Europa ein geheimes Treffen zwischen Forbin,
seinem sowjetischen Gegenstück und dem Erfinder von Guardian, Dr. Kuprin
(Alex Rodine), arrangiert. Colossus erfährt davon, und beide Computer
ordnen Forbins Rückkehr in die USA an. Da Dr. Kuprin als überflüssig und
damit unnötig angesehen wird, wird sowjetischen Agenten befohlen, ihn
unter Androhung eines Raketenstarts auf Moskau sofort zu ermorden. Colossus ordnet daraufhin an, Forbin rund um die Uhr zu überwachen. Forbin
hat ein letztes unbeobachtetes Treffen mit seinem Team und schlägt Dr.
Cleo Markham (Susan Clark) vor, sich als seine Geliebte auszugeben, in
der Hoffnung, dass Colossus ihnen unbeobachtete Privatsphäre gewährt,
wenn sie zusammen im Bett liegen. Das Paar
nutzt diese Zwischenspiele, um die Kontrolle über Colossus
zurückzugewinnen, doch bald entwickelt sich aus der List eine echte
Liebesbeziehung. Da Colossus so sicher
konstruiert war, kommt Forbin zu dem Schluss, dass Colossus' einzige
wirkliche Stärke und Schwäche in seiner Kontrolle über Atomraketen
liegt, und schlägt vor, diese heimlich zu entschärfen. Die
amerikanische und die sowjetische Regierung entwickeln einen
Dreijahresplan, um alle Zündauslöser durch unauffindbare Fälschungen zu
ersetzen. Noch vor Abschluss dieses Plans
schlägt einer der Programmierer vor, ein modifiziertes „gewöhnliches
Testprogramm“ einzuspeisen, das Colossus hoffentlich überlasten und
außer Gefecht setzen wird. Um die Kommunikation zu erleichtern, entwickelt Colossus einen Sprachsynthesizer und verkündet damit die Fusion mit Guardian. Er
weist beide Regierungen an, ihre Atomwaffenarsenale auf die Länder
umzulenken, die noch nicht unter "Colossus-Kontrolle“ stehen. Forbin und andere sehen diese neue Anweisung als Chance, die Raketen deutlich schneller heimlich zu entschärfen, und feiern. Der Entschärfungsprozess beginnt und scheint von Colossus unbemerkt zu bleiben. Der
Versuch, das System während einer Routinewartung zu überlasten, schlägt
fehl. Colossus lässt die verantwortlichen Programmierer kurzerhand
außerhalb ihres Arbeitsplatzes hinrichten, 24 Stunden liegen lassen und
anschließend einäschern. Colossus benennt auch ihre Nachfolger.
Colossus organisiert eine weltweite Sendung, in der es sich als "Stimme
der Weltkontrolle“ ausgibt und erklärt, Kriege zu verhindern, wie es
seine Aufgabe ist. Die Menschheit wird vor
die Wahl gestellt zwischen "dem Frieden des Überflusses und der
Zufriedenheit oder dem Frieden unbegrabener Toten“. Colossus
gibt an, die Versuche zur Entwaffnung seiner Raketen seit einiger Zeit
zu beobachten, und zündet als Lehre für weitere Versuche zwei Raketen in
ihren Silos (eine in den USA und eine in der UdSSR). Dabei werden die
Besatzungen getötet, die die gefälschten Kontrollsysteme installiert
haben, "damit ihr aus Erfahrung lernt, dass ich keine Einmischung
dulde“....






Der
Film steckt voller überraschender Momente voller Humor und Intelligenz
und ist ein gelungener und unprätentiöser Science-Fiction-Film mit
satirischer Perspektive. Insgesamt fehlt es ein bisschen an sich
steigender Dramaturgie, aber dies macht "Colossus" durch seine
interessante Geschichte wieder wett, die heute so aktuell ist wie nie
zuvor.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.