Freitag, 23. November 2012
A Tale of two Sisters
Regie: Kim Ji-woon
Schwestern
Meisterwerke des Genres, abgesehen von den ganz alten Gruslern, ergeben sich dann, wenn die Atmosphäre auch eine gewisse Angst und eben Horror erzeugt. Wenn Bilder und einzelne Szenen so stark sind, dass sie sich lange ins Gedächtnis brennen.
Ich gehöre zu den Filmfreaks, die, wenn die Frage nach den besten des Genres, gestellt wird, spontan mit "Rosemarys Baby", mit "Wenn die Gondeln Trauer tragen" oder mit Abstrichen "Shining" antworten.
Als immens einflussreich fürs Genre würd ich vor allem "Halloween" und für die neuere Zeit "Ring" nennen.
DArüberhinaus gibt es dann noch solche Grenzgänger wie David Lynch, der auch Filme macht, die Horror erzeugen, auch viele Deutungsmöglichkeiten zulassen, ohne dass man als Zuschauer zu einer exakten Interpretation käme, es zählt aber vorrangig das Mysterium, aus diesem Nichtwissen ergibt sich dann die Situation der Angst, wie wenn man vor einer dunklen Bahnhofsunterführung steht.
Wenn ich jetzt diese Aufzählung mache, dann hat das für "A Tale of Two Sisters" auch seine Gründe, denn er lässt wie Lynch viel surreales zu, er lässt viele Fragen unbeantwortet.
Ich würde den Film schon deshalb als sehr einflussreich ansehen, ist es doch eine Fusion zwischen "Ring" und "Shining" und darüberhinaus noch viel, viel mehr. Der Film ist sogar symbolisch und psychologisch wie einige Werke von Bergman.
Und: Er hat auch diese Bilder für die Ewigkeit, die nur einen Klassiker auszeichnen.
Da wäre beispielsweise die Szene beim Abendessen, eine unheimlich gedrückte Stimmung, Paranoia und Schizophrenie liegen in der Luft. Es eskaliert dann, als die Tante einen epileptischen Anfall bekommt und in der Lage ist, Dinge zu sehen, die den anderen verborgen bleiben.
Oder dieser blutige Sack, der von der Stiefmutter durchs Haus geschleppt wird. Überhaupt: Dieses Herrenhaus, selten gab es im Horrorfilm eine derart atmosphärische Kulisse, wir erleben geniale Kamerafahrt durch dieses Haus, in die Zimmer. Wir sehen schwere Holztüren, rustikale Einrichtungsgegenstände, hohe Räume, Tapetenmuster an den Wänden, schmale Gänge, kleine wunderschön kitschige Dekorationsgegenstände wie Puppen...all das unterstreicht die Grundthemen des Films "Vergangenheitsbewältigung" und "Vergänglichkeit". In dieser wunderbaren, dennoch brüchigen Ambiente, die den Widerhaken schon andeutet und immer seltsam bedrohlich wirkt, schauen wir unseren Figuren zu, die unfähig sind, miteinander was zu klären, sondern nur andeuten.
Es ist auch überhaupt nicht klar, wer wirklich "gut" und "böse" ist, jeder der Charaktere ist sehr ambivalent und scheint ein Gehemnis mit sich rum zu schleppen. Der Break kommt in der Mitte, dann wenn der Vater versucht mit der Tochter einen Dialog zu führen, Realitäten zu sehen. Ein kurzer Moment, der ein bisschen an "Sixth Sense" erinnert, aber nur für kurz, denn "Tale of two Sisters" geht mit uns ganz andere Wege. Es ist der Weg weiter hinein ins Labyrinth, an dem eine der ersten Szenen des Films "die beiden schwestern lassen ihre Beine im See baumeln" immer wieder als mögliche Erlösung ins Spiel kommt. Doch man sollte dieser Idylle selbst am Schluss, als alles kurz vor der Auflösung steht, nicht trauen. Der Film entlässt uns mit diesem Rätsel.
Aus diesem Grunde werde ich mir jetzt auch, was eigentlich noch nie der Fall war, die Special Edition noch zulegen, weil mich das Making of extrem interessiert.
Ein Indiz dafür, wie gut ich den Film trotz seiner verschachtelten Handlung fand.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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