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Samstag, 22. Juli 2023

Crimes of the Future


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: David Cronenberg

Beschleunigte Evolution....

Mit seinem 2022 entstandenen Science-Fiction Horrorfilm "Crimes of the Future" ist der kanadische Filmregisseur David Cronenberg wieder zu seinen filmischen Wurzeln zurückgekehrt. Seit dem 1999 entstandenen "Existenz" hat er vornehmlich Thriller, Literaturverfilmungen und Dramen gedreht. Seine frühen Filme brachten ihm den Ruf als Meister des "Body Horror" ein - eine Zuordnung, der er selbst nicht ganz zustimmt.
In "Crimes of the Future" geht es um eine nahe Zukunft unserer Welt, in der die Menschheit unter einer Art beschleunigtem Evolutionssydrom leidet.
Zu diesem unbestimmten Zeitpunkt in der Zukunft führten bedeutende Forschritte in der Biotechnologie zur Erfindungen von Maschinen und analogen Computern, die direkt mit den Körperfunktionen interagieren und dies auch steuern können. Dieses "Phänomen" ist zur Norm geworden. Gleichzeitig hat die Menschheit aus noch ungeklärten Gründen Infektionskrankheiten und körperliche Schmerzen überwunden. Daraus resultiert, dass Operationen ohne Betäubung, im wachen Zustand, vorgenommen werden können. In der ersten Szene lernt der Zuschauer einen achtjährigen Jungen names Brecken (Sozos Sotris) kennen. Das Kind wird von seiner Mutter als Mutant und Monster angesehen, weil er Kunststoff als Nahrung zu sich nimmt und diese auch verdauen kann. Als er einen Plastikeimer isst und sich ins Bett zum Schlafen legt, erstickt ihn die Mutter mit einem Kissen. Sie überlässt den Leichnam ihrem Mann Lang Dotrice (Scott Speedman).
Saul Tenzer (Viggo Mortensen) und seine Partnerin Caprice (Lea Seydoux) sind ein weltbekanntes Performancekünstlerpaar. Sie machen sich Tensers absonderliche Fähigkeit bzw. Störung seines Körpers zunutze, die ihn ständig zwingt neue Organe zu entwickeln. Caprice hat die Aufgabe diese Organe öffentlich zu entfernen. Dieses Syndrom verursacht jedoch Schmerzen und schwere Atem- und Verdauungsbeschwerden. Er ist daher auf diverse spezielle biomechanische Geräte angewiesen: Ein Bett, eine Operationsmaschine und ein Stuhl, der das Essen erleichtert. Tenser und Caprice treffen sich mit den Bürokraten Timlin (Kristen Stewart) und Wippet (Don McKellar), die für das National Organ Registry verantwortlich sind, eine Regierungsbehörde, deren Aufgabe es ist, die staatlichen Beschränkungen der menschlichen Evolution durch die Katalogisierung und Lagerung neu entwickelter Organe aufrechtzuerhalten. Timlin ist von Tensers künstlerischen Zielen fasziniert. Bei einer erfolgreichen Show von Tenser erzählt sie ihm, dass "Chirurgie das neue Geschlecht ist“, ein Gefühl, das Tenser und viele andere Charaktere offenbar annehmen, da wiederholtes Beschneiden traditionellen Sex und Masturbation als bevorzugtes Mittel der sexuellen Befriedigung zu ersetzen scheint. Eine staatliche Polizeieinheit, darunter Detective Cope (Welket Bungue) versucht, Tenser zu nutzen, um eine Gruppe radikaler Evolutionisten zu infiltrieren....




Klingt alles kompliziert und ist es natürlich auch. Aber die Geschichte eines Mannes, in dem ständig neue Organe wachsen, ist natürlich sehr interessant und Cronenberg ist ganz im Element, wenn es darum geht, dass der Mensch sich mit Maschinen vermischt. Ein Film für die Masse ist "Crimes of the future" natürlich nicht, denn er besitzt eine inhaltliche Schwere mit der sicherlich nicht jeder Filmfan klar kommt. Was bleibt ist jedoch eine interessante Idee wie sich menschliche Evolution weiter entwickeln könnte.






 Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Dienstag, 4. Dezember 2012

Cabal - Die Brut der Nacht



Regie: Clive Barker

Das Leben als Körperwechsler...

In Calgary, der kanadischen Stadt der Provinz Alberta, ist ein Serienmörder unterwegs. Der junge Aaron Boone (Craig Sheffer) erfährt dies von seinem Psychiater und Therapeuten Dr. Phillip K. Decker (David Cronenberg). Dieser konfrontiert seinen Patienten damit, dass er für die Morde an 11 Menschen verantwortlich sein könnte, denn Aarons Beschreibungen seiner Träume sind beinahe identisch mit den Beschreibungen aus den Ermittlungsakten der Polizei, die den Psychiater vor kurzem aufgesucht hat.
Decker gibt seinem Patienten 24 Stunden Zeit sich bei der Polizei selbst zu stellen, obwohl dieser seine Unschuld beteuert - zumindest sich aber an überhaupt nichts erinnern kann.
Sind aber seine Träume, die auch Freundin Lori (Anne Bobby) beunruhigen, tatsächlich real ? Noch bevor er dies herausfinden kann, wacht er im Krankenhaus auf. Das Lithium, dass Decker als Bedarfsmedikament verabreicht hat, stellte sich als halluzinogene Droge heraus.
Ein durchgeknallter Mitpatient (Hugh Ross), der auf seine Freunde und Monster aus der geheimen Stadt Midian wartet, die ihn endlich abholen sollen. Auch Aaron hat in der letzten Zeit immer wieder von Midian geträumt, diesen Ort bizarrer Monster, Freaks und Kreaturen, die sich selbst "Brut der Nacht" nennen.
Gibt es diesen Ort tatsächlich ? Er soll ausserhalb der Stadt unter einem Friedhof liegen. In dem Moment als die Polizei und Decker im Krankenhaus auftauchen, flüchtet Aaron und es gelingt ihm tatsächlich den Friedhof zu erreichen. Sehr schnell hat er Kontakt zu zwei der unter der Erde lebenden Bewohner Kinski (Nicholas Vince) und Peloquin (Oliver Parker), die ihn nicht besonders gastfreundlich empfangen. Er wird sogar gebissen. Als ob das nicht genug an Schmerz wäre, wird er kurze Zeit später von den Kugeln der Polizei getroffen. Decker, in Wahrheit der Serienkiller, lockte ihn mit einem falschen Hilferuf ins Verderben. Doch Aaron erwacht im Leichenschauhaus vom kurzen Todesschlaf..

Clive Barker verfilmte seine eigenen Novelle "Cabal" im Jahr 1990, nachdem er mit "Hellraiser" drei Jahre zuvor einen Welterfolg des Genres schuf. Auch "Cabal" avancierte im Laufe der Zeit zu einem Kult Horrorklassiker, die Fans schlossen die mutierten Ausgestoßenen im 80er Jahre Look sehr schnell in ihr Herz.
Ähnlich wie in Tod Brownings 30er Jahre Klassiker "Freaks" sind hier die monsterhaften Körperwechsler die eigentlichen Sympathieträger der Handlung, ihr Anführer gleicht einem bilblischen Patriarchen.


"Cabal" ist durchweg gut bebildert, lediglich am Ende gibts ein bisschen zuviel Explosionen.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Die Fliege

 

Regie: David Cronenberg

Unaufhaltsamer Prozess...

"Die Fliege" von 1958 wirkt in heutiger Zeit gerade durch einen naiven Charme. Ganz anders das Remake von David Cronenberg, das er im Jahr 1986 realisierte und wie das Original ein großer Publikumserfolg wurde. Es wurde Cronenbergs einziger Blockbusterfilm.
Bei der Kritik kam er zwiespältig weg, einige erkannten sofort den Stellenwert als Genreklassiker, andere waren aber überzeugt, dass die abscheuliche Geschichte beinahe schon krankhafte Züge des Machers offenbart.
Jedenfalls kann ich mich noch gut daran erinnern, dass beim damaligen Kinobesuch die abscheuliche Verwandlung mit den erschreckenden Bildern ein sehr mulmiges Gefühl hinterliess, allerdings kann ich auch nicht abstreiten, dass Cronenbergs Variante eine große Faszination hatte, die bis heute geblieben ist.
Einge Kritiker damals sahen darin gar eine Metapher für die Aids Epidemie. Obwohl "Die Fliege" auch ein Massenpublikum überzeugen konnte, musste sich der kanadische Filmemacher in keinster Weise in irgendeine kommerziell gewünschte Richtung biegen, der Film passt perfekt in seine Filmographie über Körperwelten.
Seth Brondle (Jeff Goldblum) ist eher ein introvertierter Wissenschaftler, der bei einem Empfang auf die Journalistin Veronica Quaife (Geena Davis). Die braucht eine Story und erholt sich gerade von der Beziehung zu ihrem Boss Stathis Borans (John Getz), die sie endlich beendet hat.
Seth jedenfalls schwärmt ihr von seiner bahnbrechenden Erfindung vor, die die Entwicklung des Menschen bahnbrechend revolutionieren wird und von seinem guten Cappuccino.
Jedenfalls folgt die attraktive Journaistin dem Wissenschafter in sein Labor, dass sich in einer alten Fabrikhalle befindet und dem Forscher auch als Wohnung dient.
Dort stellt der exzentrische Brundle Veronica den Teleporter vor. Das ist eine Maschine - und er hat zwei davon - die einen Gegenstand, der sich in einem der Maschinen befindet von einem Ort zum anderen, also in den anderen Teleporter, versetzen können.
Als erstes Versuchsobjekt dient Veronicas Strumpf, der Transport von A nach B gelingt reibungslos.
Nur bei lebenden Objekten bedarf es noch besserer Berechnungen, denn ein Pavian kommt als ein nach innen gekehrter blutverschmierter Fleischklumpen an.
Das ist dann in der Tat DIE Story und sicherlich die größte wissenschaftliche Erfindung des Jahrhunderts. Den Erfolg feiern die beiden mit Champagner und mit dem Beginn einer Beziehung.
Der zweite Pavian-Transfer gelingt dann auch und als nächstes geht Brundle das Risiko ein sich selbst zu teleportieren.
Nur dumm, dass sich aus Versehen eine winzige Stubenfliege mit in den Teleporter verirrt hat. Scheinbar ganz normal, aber vor allem gesteigert aktiv kommt Brundle aus dem zweiten Gerät..

Klasse Horrormovie, im Anschluß an diesen großen Erfolg drehte Cronenberg dann sein absolutes Meisterwerk "Die Unzertrennlichen" mit Jeremy Irons in der Rolle beider Zwillingsbrüder.
Der Film wurde 1986 in der Kategorie "Bestes Make-Up" mit dem Oscar ausgezeichnet.
Viele Filmfans hätten sich auch gut Jeff Goldblum als Gewinner vorstellen können, seine Verwandlung ist erschreckend und lässt nicht so schnell los. Dieser Prozess ist auch das Kernstück des Films, der damit seine grausame Choreographie des Wandels darstellt


Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Montag, 26. November 2012

Videodrome



Regie: David Cronenberg

Halluzinationen...

Max Renn (James Woods) ist ein an Sensationen interessierter Fernsehproduzent. Zusammen mit zwei Gesellschaftern leitet er Kabelfernseh-Sender Civic-TV (Kanal 83, Kabel 12) in Toronto. Der Sender ist spezialisiert auf sensationslüsterne Unterhaltung sowie Softcoreporngrafie und Gewalt.
Doch Max ist immer auf der Suche nach neuen Formaten, die noch krasser und abgefahrener sind.
Eines Morgens bringt ihn sein Techniker Harlan (Peter Dvorsky) auf die Spur einer Satellitenübertragung, die anscheinend ihren Ursprung in Asien hat. Es zeigt eine extrem sadomasochistische Szene, in der eine Frau von zwei maskierten Männern aufs Übelste gefoltert wird.
Der Titel dieser perversen Show heisst "Videodrome". Spontan hat Renn an diesem neuen Format Feuer gefangen und bittet Harlan die Übertragung zu entschlüsseln und den Sitz des Senders exakt zu lokalisieren.
Seine ältere Freundin Masha (Lynne Gorman) soll sich auch umhören.
In einer TV-Talkshow lernt Renn zum gleichen Zeitpunkt die Radioansagerin Nicki Brand (Debbie Harry) kennen. Die beiden beginnen ein Verhältnis. Bei Max Zuhause entdeckt Nicki die Videocassette mit dem Videodrome Inhalt und zeigt lustvolles Interesse am sadomasochistischen Treiben.
Nicki ist fest entschlossen bei Videodrome mitspielen zu wollen, Max rät ihr ab, da er eine Gefahr darin sieht.
Von Masha erfährt er am anderen Tag, dass Videodrome ein gefährliches Eisen sei, da es sich möglicherweise um Snuff-Videos handelt, bei dem Menschen zu Tode kommen.
Die Spur führt zu einem gewissen Brian 0`Blivion (Jack Creley), der möglicherweise mehr über Videodrome weiß. Er findet den Mann nicht, auch Bianca (Sonja Smits), die Tochter von O´Blivion will ihm keine Auskünfte geben.
Max bemerkt aber immer mehr, dass er sich verändert. Er hat intensive Halluzinationen, beispielsweise glaubt er, dass sich Videocassetten bewegen und leben. Er sieht sich als dominater Part in sadistischen Spielen mit tölichem Ausgang. Immer mehr vermischt sich bizarre Phanasie in die Realität, sein Bauch lässt sich öffnen und man kann dort Cassetten und Pistolen verstauen. Von  entwickelt das Programms einen Gehirntumor, der wiederum diese Halluzinationen und Trugbilder auslöst. Und Realität und Halluzination sind kaum noch voneinander zu unterscheiden, sie vermelzen als Einheit ineinander...

David Cronenberg drehte "Videodrome" im Jahr 1983. Der Film handelt von einem sehr schnell einsetzenden Realitätsverlust, mögicherweise ausgelöst durch gezielte Manipulation einer politisches Verschwörung.
Cronenbergs Film kann mindestens drei Genres zugerechnet werden: Dem Science Fiction, Horrorfilm und dem Paranoia-Thriller.

Wie viele andere seiner Werke ist auch "Videodrome" einer dieser Horrorfilme, die als Body horror bezeichnet werden. Dabei wird nicht nur die Furcht vor körperlichen Veränderungen oder Infektionen gezeigt, sondern es sind auch Tendenzen gegeben, dass sich Mensch und Maschine vereinigen. Beeindruckend die Szene, in der die Pistole in den menschlichen Körper integriert wird und so ein neues Körperteil entsteht.

Bewertung: 10 von 10 Punkten.

Sonntag, 25. November 2012

Scanners



Regie: David Cronenberg

Explodierende Köpfe...

Der Penner Cameron Vale (Stephen Lack) hört Stimmen, die sich im Kopf manifestieren. Doch er hat ungeahnte telepathische und telekinetische Fähigeiten. Als eine Frau in einem Einkaufszentrum sich auf ihn konzentriert, kommt es zu einer Übertragung, die für die Frau schmerzhaft endet. Doch der "Scanner" gefangengenommen und in die Forschungseinrichtung von Dr. Paul Ruth (Patrick MacGohaan) gebracht. Mit der Droge Ephemerol verschafft er Entspannung und zeigt Möglichkeiten auf, diese ungeheuren mentalen Fähigkeiten gezielt und positiv zu steuern.
Der Wissenschaftler ist Mitarbeiter  des Sicherheits- und Rüstungskonzerns Consec, für den er Scanners ausbildet, um sie dann im Dienste der Firma einzusetzen.
Doch die Institutuion hat Feinde.  Der im Untergrund agierende Scanner Darryl Revok (Michael Ironside) schmuggelt sich in eine Marketingveranstaltung von Consec ein und bringt dort durch seine großen Kräfte den Kopf eines domestizierten Consec-Scanners zum Explodieren.
Vale wird von Ruth darauf angesetzt, Revok ausfindig und dann unschädlich zu machen. Bei seiner Suche nach dem bösen Mann lernt er Scannerin Kim Obrist (Jennifer O´Neill) kennen...





"Scanners – Ihre Gedanken können töten" ist ein kanadischer Spielfilm von David Cronenberg aus dem Jahr 1981. Der Film gilt als Bindeglied von Cronenbergs Frühwerken wie "Shivers" oder "Rabid" und seiner kommerzielleren Phase mit Filmen wie "Dead Zone" , "Videodrome" oder "Die Fliege".
Es ist vielleicht Cronenbergs gradlinigster und konventionellester Film, aber er schafft mit diesem "mit einigen zerplatzenden Köpfen" B-Movie Horrorfilm den Durchbruch an der Kinokasse.
Scanners gewann 1981 den Saturn Award für den Besten Internationalen Film und das Beste Make-Up. Was leider etwas zu kurz kommt, ist der typische optische Cronenberg´sche Verstörungswillen. Das Unheil ist zwar präsent, aber es existiert vor allem in den Köpfen und in einer nahem Zukunft.. "Scanners" ist vor allem als düsteres Midnight Horror durchaus empfehlenswert...







Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Samstag, 24. November 2012

Crash



Regie: David Cronenberg

Wenn die Lust am Fetisch zum Horror wird....

Die Beziehung von James Ballard (James Spader) und seiner Frau Catherine (Deborah Kara Unger) ist festgefahren und bietet wenig vitale Höhepunkte. Sie haben beide ihre Affären. Auf dem Balkongeländer ihres Appartments in einem luxuriösen Hochhaus stimulieren sie sich gegenseitig mit den Erzählungen ihrer Seitensprünge, die eher kalt ablaufen, genauso wie der gemeinsame Sexualakt der spontan folgt. Wehmütig schauen sie während der "Action" herunter auf den riesigen Schatten, den die Sonne auf den Highway mit 10 Spuren wirft.
James ist Filmregisseur und hat kurze Zeit danach auf diesem Highway einen schweren Autounfall. Im anderen Fahrzeug überlebt Dr. Helen Remington (Holly Hunter), ihr Mann stirbt während des Crashs auf spektakuläre, schockierende Weise.
Durch die Wucht des Aufpralls sind auch die Knochen von James Oberschenkel derart zertrümmert, dass im Krankenhaus eine implantierte Schiene an die Oberschenkelknochen angeschraubt werden muß. Dort trifft er Helen wieder, die Hass gegen ihn empfindet...und er hat die erste Begegnung mit einem gewissen Vaughn (Elias Koteas), im weissen Kittel, den er zunächst für einen Arzt oder Physiotherapeuten hält und der großes Interesse an den zertrümmerten Knochen hat.
Nach der Entlassung zieht es ihn zu seinem deformierten Auto. An diesen grossen Schrottplatz trifft er überraschend Helen wieder, die ebenfalls ihr komplett zerstörtes Auto sucht. Beide haben dann spontanen Sex im Autowrack. Abends nimmt sie ihn mit zu einem sonderbaren Spektakel ihres Freundes Vaughan, der unter Mithilfe des Stuntfahrers Colin Seagrave (Peter MacNeill) James Deans legendären Autounfall nachstellt and dabei wissentlich fast umkommt. Nächstes Projekt dieser verrückten Clique mit dem Fetisch Auto soll der schockierende Unfall von Jane Mansfield werden.
Vaughan ist Boss und Macher.
Sobald diese Leute im Auto sitzen oder Videos mit Unfällen sehen, befummeln sie sich, jeder macht es mit jedem, spielend werden Geschlechterschranken überwunden. Es geht um die Ausweitung der erogenen Zone vom bloßen menschlichen Körper auf die Symbiose Mensch/Maschine oder Metall.
Diese Leidenschaft nimmt immer groteskere, aber auch hingebungsvollere Züge an. Narben, Verstümmelungen oder Prothesen werden als geil empfunden,Vauhgn philosophiert über den Umbau des menschlichen Körpers durch moderne Technologie.
Die Clique geht zu Unfallszenerien auf den Straßen, die eingeklemmten Opfer werden mit sexueller Erregung registriert. Bald ordnet sich der Mensch der Maschine Auto unter. Das Cruisen mit dem Wagen auf den Autobahnen wird immer gefährlicher zelebriert. Vaughan ist sogar felsenfest davon überzeugt, dass er behauptet ein Crash hätte nicht eine destruktive, sondern eine erregende Wirkung. Dieses Statement ist gleichzeitig Signal für die neue Rolle als Crash Test Dummie, der befriedigt werden will...

"Crash" erinnert in seiner kühlen Machart und kalten Optik stellenweise an den Klassiker von Antonioni "Blow up", auch Assoziationen zu Truffauts "Fahrenheit 451" kommen auf. Vermutlich deshalb, weil "Crash" nicht festlegt, ob die Geschichte in der Gegenwart oder in der Zukunft spielt.
Er steht auch Cronenbergs eigenen Werken wie "Rabid", "Shivers" oder "Naked Lunch" sehr nahe, denn auch in "Crash" herrscht Cronenbergs Lieblingsthema "Körperwelten" vor.
Durch die Verlagerung aus dem Horrorgenre ins Thema Erotik und Sex bis hin zur Todessehnsucht wirkt der Film extrem provokant und stellenweise sogar abstossend. Vielleicht kommt dieser Eindruck durch die Visualisierung in perfekte, kalte Metall-Optik zustande.
Sicherlich eine Art Meisterwerk, aber ich persönlich finde den Film irgendwie immer noch unangenehm...irgendwie eine Art Horrormovie.


Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

Freitag, 23. November 2012

Die Brut



Regie: David Cronenberg

Materialisierte Aggressionen

 1979 stand David Cronenberg noch am Anfang seiner phänomenalen Karriere als Filmregisseur. Er hatte noch nicht diese Welterfolge wie in den 80ern, galt aber bereits als grosse Hoffnung im Sektor des Horrorfilms. Denn seine Filme waren sehr persönlich geprägt und unterschieden sich auch durch ihre Eigenwilligkeit stark von anderen Genrevertretern, selbst in der progressiven 70s Filmdekade. Seine Filme handelten von einem unheilvollen Körperhorror. Der Mensch machtlos einer katastrophalen Entwicklung ausgeliefert, die zunehmend die Ganzheit des Körpers beeinflusst und ihn körperlich und seelisch mutieren lässt.
"Die Brut" entstand nach seinen ersten Erfolgen mit "Shivers" und "Rabid", ist in Deutschland nach wie vor auf dem Index, aber vielleicht liegt der Film mit etwas Glück unter der Ladentheke der Videothek ihres Vertrauens.
Grund für diese Einstufung ist wahrscheinlich das Bild, dass der Film über Kinder vermittelt. Mich hat der Film immer ein bisschen an "Böse Saat" von Mervyn LeRoy aus den 50ern erinnert. Bei diesem Klassiker spielt ein böses Kind die Hauptrolle. Cronenbergs Kind im Film wird zuerst als Opfer inszeniert und etwas später als mögliche Zeugin eines grausamen Mordes, selbst als Täter der Bluttat schliesst man die kleine Candice Carveth (Cindy Hinds) nicht ganz aus.
Candice ist sozusagen das bemittleidenswerte Produkt einer gescheiterten Ehe von der psychisch kranken Nola (Samantha Eggar) und Frank Carveth (Art Hindle).
Das Paar lebt vorübergehend getrennt, weil Nola so krank ist, dass sie derzeit in einer längeren PsychoTherapie mit stationärem Aufenthalt durchmacht. Ihr Arzt ist der berühmt berüchtigte Dr. Hal Raglan (Olver Reed), der einbe äusserst umstrittene Psychoplasmatik-Therapie in seiner Klinik betreibt. Um die psychologischen Blockaden und die verdeckten Aggressionen aus der Kindheit zu durchbrechen, müssen diese Aggressionen noch einmal hervorgeholt werden und immer wieder durchlebt werden. Meistens übernimmt der Arzt in den ominösen Sitzungen den Part als "Daddy".
Ziel der Carveths ist es die zerrüttete Ehe vielleicht doch noch retten zu können. Aber die Voraussetzungen sind denkbar ungünstig. Als Frank bei seiner kleinen Tochter blaue Flecken und viele Verletzungen am Rücken entdeckt, nachdem sie bei der Mutter war, hat er den Verdacht, dass seine kranke Frau das gemeinsame Kind schlägt. Er will das alleinige Sorgerecht erwirken. Er fordert eine Unterredung mit Dr. Raglan, der ihm abrät in der jetzigen Therapiephase seiner Frau etwas zu unternehmen, dass zum Nachteil Nolas wäre. Da Frank mit den Schwiegereltern (Henry Beckman/Nuala Fitzgerald) ein gutes Verhältnis hat, soll die Kleine zuerst bei Schwiegermutter Juliana unterkommen. Mittlerweile stellt sich in den Therapiesitzungen heraus, dass Nola wütend auf ihre Mutter ist. Sie wurde als Kind geschlagen. Der Arzt fordert von ihr, sich ganz in die Wut zu begeben und alles rauszulassen. Zur gleichen Zeit passiert schreckliches im Haus der Schwiegermutter. Juliana ist mit ihrer Enkelin nicht mehr allein im Haus, eine kleine Person (Kind ?), dessen Gesicht uns Cronenberg vorerst nicht zeigt, wütet in der Küche, wirft sämtliches Geschirr zu Boden und schliesslich wird die kleine Candice Zeuge eines bestialischen Mordes..

"Die Brut" war der bislang einzige Film von Cronenberg, den ich noch nicht kannte. Tatsächlich ist er eher immer ein Geheimtipp geblieben.
Der Film ist aber ein grandioser Genrebeitrag, der mich total begeistert hat. Ich stelle ihn mal spontan auf eine stufe mit "Die Unzertrennlichen", der m.E. Cronenberg bester Film ist.
Der Film soll auch ein Remake bekommen. Eine Nachricht, die jetzt nicht mehr sonderlich überraschen sollte, da im Horrorgenre derzeit beinahe jeder gute Klassiker noch einmal verfilmt werden muss. Meistens wird der fiese Widerhaken rausgenommen und durch CGI Effekte und viel Mainstream-Zugeständnis ersetzt.
Vielleicht wird aber dadurch das Original wieder ein Thema. Ich hab mich stellenweise richtig gut gegruselt, vor allem "Die Brut" erzeugt echte Gänsehaut und Cronenberg gelingt es spielend, durch die intelligente Story und die vielen Überraschungen die der film bietet, richtig unangenehmen Horror zu erzeugen.
Lange Zeit vermeidet er es, den direkten Blick auf den Täter zu legen und zelebriert genüsslich das Motto "Grauenvoll ist das was wir nicht sehen, der Horror läuft in unseren Gedanken ab". 
Darüberhinaus gelingt es ihm den Plot so stark zu inszenieren, dass selbst die Auflösung eine genauso starke Wirkung hat.
Ganz klar: Ein perfides, böses Meisterwerk.


Bewertung: 10 von 10 Punkten.