Sonntag, 25. August 2019

Der goldene Handschuh

























Regie: Fatih Akin

Horror im Kiez...

Nach Lars von Triers schockierendem Serienkillermovie "The House that Jack built" hat sich auch der deutsch-türkische Regisseur Fatih Akin in "Der goldene Handschuh" einem Serienmörder gewidmet. Die Geschichte spielt in den Jahren 1970 bis 1975 in Hamburg, besser gesagt in der Szenekneipe "Zum goldenen Handschuh" und in der Wohnung Zeißstraße 74 in Hamburg-Ottensen. Dort wohnt der alleinstehende Fritz Honka, der später in die deutsche Kriminalgeschichte als fieser Frauenmörder eingehen sollte.
Honka ertränkt seine Einsamkeit und die Trostlosigkeit seines Lebens mit reichlich Alkohol und legt in seiner Wohnung deutsche Schlager wie "Es geht eine Träne auf Reisen" oder "Junge, komm bald wieder" auf. Ein Wunsch nach einem besseren Leben, dass er nie zustande bringen wird. Denn der Mann tötet im Suff und voller Aggression auch Frauen. Es sind Frauen, die meistens älter sind als er selbst, die dem Trinkermilieu der Reeperbahn entstammen und als bindungslose Stadtstreicherinnen keine eigene Bleibe hatten. Für ein bisschen Alkohol oder Zigaretten oder auch für einen Schlafplatz schliefen sich auch mit ihrem Gönner. Im Hause ist ein übler Geruch zu verzeichnen, in der Wohnung von Honko noch mehr. Der gibt aber den Griechen vom unteren Stock die Schuld "Was die so alles kochen". In der ersten Szene versucht der betrunkene Honka einen leblosen Frauenkörper, der in seinem Bett liegt, verschwinden zu lassen. Er wirft die Tote in einen Müllsack und versucht sie durchs Treppenhaus aus dem Haus zu schaffen. Doch das kleine Mädchen der griechischen Nachbarn hat die Tür geöffnet, so muss Honka die Aktion unterbrechen und so bleibt die Leiche in der Wohnung. Dort zersägt er deren Körper und versteckt die Teile in der Wohnung. Die Wohnung sah mehr als seltsam aus, denn an den Wänden hingen mehr als 300 Pornobilder und Fotos nackter PinupGirls. Während Alkoholexzessen mit den Opfern kam es zu den Morden. Honka gab an, dass die Tötungen aufgrund seines immensen Alkoholrausches stattfanden. Am nächsten Morgen sei er aufgewacht, ohne sich an den genauen Tathergang erinnern zu können.
Auch im "Zum goldenen Handschuh" werden Schlager für die Stammgäste aufgelegt. Diese Szenekneipe war ein Sammelpunkt für das "Treibgut der Gesellschaft". Dort verkehren Trinker, ältere Prostituierte und andere gescheiterte Existenzen. Auch "Fiete" (Jonas Dassler) gehört dazu, wie der Fritz Honka dort genannt. Hier spielt die Jukebox "Ein Schiff wird kommen" von Daliah Lavi, "Du sollst nicht weinen" von Heintje, "Es fährt ein Zug nach Nirgendwo" von Christian Anders, "Schwarze Madonna" von Bata Illic oder "Das Herz von St. Pauli" von Hans Albers. Keiner ahnt etwas davon, was sich manchmal in Honkas Wohnung abspielt. Wenn der sturzbesoffene, hochaggressive Mann seine Machtgelüste an seinen weiblichen Gästen auslässt, die ebenso betrunken sind wie er. Eine seiner Zufallsbekanntschaften aus dem golden Handschuh heißt Gerda Voss (Margarethe Tiesel), die er einmal übernachten lässt und sie am nächsten Tag nach der Arbeit hinauswirft. Doch die ältere Frau hat immerhin die Wohnung aufgeräumt, so lässt er sie für eine Zeitlang dort wohnen. Er lässt sich "Chef" von ihr nennen und demütigt die geschundene Frau zu jeder Gelegenheit, auch beim Sex. Auch Gerda fällt dieser üble Verwesungsgeruch in der Wohnung sofort auf. ...
Fatih Akins Films ist eine schockierende Milieustudie und Kritiker werden bemerken, dass der namhafte Regisseur kein Gespür für Zwischentöne zuließ. Statdessen sieht man nur Elend und Ekel. Es gibt nichts Schönes im Leben des Frauenmörders, der selbst von den heruntergekommenen Frauen im Goldenen Handschuh öfters einen Korb bekommt, wenn er "Sie" zum Schnaps einlädt. Jonas Dassler zeigt in der Rolle des etwas entstellten, aber dennoch völlig unscheinbaren Mörders eine sehr gute Leistung. Daher wurde der junge Schauspieler auch für den deutschen Filmpreis nominiert. Ebenso wie seine Kollegin Margarethe Tiesel in der Kategorie "Beste Nebendarstellerin".
Insgesamt brachte es Fatih Akins Schocker ohne Gnade auf insgesamt 5 Nominierungen, darunter auch für das beste Szenenbild und fürs beste Kostümbild. Am Ende gabs aber nur eine Auszeichnung. Die drei Maskenbildner Maike Heinlein, Daniel Schröder und Lisa Edelmann waren siegreich.
 




Viele Zuschauer wird der Film abschrecken, da die ekelhaften Szenen oft das Geschehen dominieren, aber ich gehe davon aus, dass sie einen realistischen Einblick in dieses Verliererleben geben. Gelegentlich fühlte ich mich an die eher schonungslosen Filme von Rainer Werner Fassbinder sowie an "Die Zärtlichkeit der Wölfe" von Ulli Lommel erinnert. Es ist sicherlich kein Film, den man gerne ein zweites Mal anschauen will, dazu ist er viel zu niederschmetternd. Die FSK Einstufung "ab 18 Jahre" halte ich für sinnvoll, auch wenn sich die Kamera vom Tatgeschehen entfernt. Aber in der Phantasie bleiben diese Handlungen des sozial verkommenen Gewalttäters, der von Frauenhass, sexueller Gier und Sentimentalität getrieben wird. Ein Bild aus einem dunklen Deutschland zu einer Zeit, als der deutsche Schlager die Charts beherrschte. In weiteren Rollen sind Greta Sophie Schmidt und Tristan Göbel als Jugendliche zu sehen. Marc Hosemann als Fritz Honkas Bruder, Katja Studt als Putzfrau Helga Denninger und Martina Eitner-Acheampong als Opfer Frida. Fatih Akins Regiefreund Hark Bohm ist in der Rolle des Dornkaat-Max zu sehen.




Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Montag, 19. August 2019

Alita: Battle Angel

























Regie: Robert Rodriquez

In The Year 2563...

Robert Rodriguez startet mit der ComicVerfilmung "Alita: Battle Angel" sein Comeback im Jahr 2019. Sein letzter Film "Sin City 2" entstand vor fünf Jahren. Seine großten Filmhits waren "El Mariachi" (1992), "From Dusk to Dawn" (1996), "The Faculty" (1998), "Planet Terror" (2007) und vor allem "Sin City" im Jahr 2005, der ebenfalls nach einem Comic entstand.
Der Autor der Comicvorlage war Frank Miller und da Rodriguez dessen visuellen Stil so prägend für das Werk empfand, bestand er darauf, dass Miller als Co-Regisseur genannt werden soll. Da diese Nennungen von der Directors Guild of America abgelehnt werden, trat Robert Rodgriquez aus dieser Vereinigung aus. Sehr wichtig ist auch seine Zusammenarbeit mit Kultregisseur Quentin Tarantino. So fungierte er in "Death Proof" als Regisseur und steuerte für "Kill Bill" die Musik bei.
"Alita: Battle Angel" ist ein Film fürs ganz junge Publikum, weil sich die Optik natürlich ganz stark an die Gamer Fans richtet. Zwei Jahrzehnte mussten die Macher auch warten bis die nötige Technik da war, Yukito Kishiros Manga angemessen verfilmen zu können.
Optisch hat sich der Aufwand allemal gelohnt und Rodriguez konnte auch stolz drei Schauspieler gewinnen, die den Oscar schon gewonnen haben. Christoph Waltz spielt Alitas Erbauer Dr. Dyson Ido, Mahersaala Ali spielt den Vector und die immer noch sehr schöne Jennifer Conelly spielt die geheimnisvolle Chiren. Jedoch bleiben alle drei in ihrer Rolle etwas farblos, denn es dominiert die Technik und die special Effects. Auch die Titelheldin Alita (Rosa Salazar) wirkt etwas künstlich, was aber so gewollt ist, denn a) ist sie kein Mensch und b) sieht daher wie aus einem Manga entsprungen.
Im 26. Jahrhundert sind Menschen bwz. Wesen mit mechanischen Körpern so etwas wie an der Tagesordnung. Dr. Dyson Ido sucht immer wieder auf den Müllhalden von Iron City nach Ersatzteilen, die von der Himmelsstadt Zalem heruntergeworfen werden. Zalem ist oberhalb von Iron City und für die Bewohner unten natürlich unerreichbar. Nach einem großen Krieg ist Zalem die einzige von zwölf reichen Sonnenstädten, die nicht zerstört wurde. Auf der Müllhalde findet den Kopf eines Cyborg Mädchens (Rosa Salazar). Er nimmt den Kopf mit und gibt ihr in einer Operation einen neuen Körper und dann den namen Alita. Von ihrem früheren Leben als Kriegerin hat das neu erschaffene Menschengeschöpf keine Ahnung, aber es tauchen kurze Bilder vom früheren Leben auf. Allerdings sind sie nach Sekunden bereits wieder verschwunden. Sie lernt den jungen Schrotsammler Hugo (Keean Johnson) kennen und die beiden kommen sich näher. Der merkt auch schnell, dass seine neue Cyborg freundin enorm starke Kräfte hat und auch beim zukünftigen Trendsport "Motorball" ein riesengroßes Talent ist. Alita wird Hunter Warrior und versucht gesuchte Cyborg Attentäter dingfest zu machen. Einer davon ist der fürchterliche Grewishka (Jackie Earle haley), der in der ersten Begegnung mit dem jungen Battle Angel den Kürzeren zieht....





 
In weiteren Rollen sind Eiza Gonzalez als Nyssiana und Ed Skrein als zapan zu sehen. Einer der coolsten Figuren ist dabei ein Cowboy mit einem Hundefaible. Der nennt sich McTeague und wird von Jeff Fahey gespielt, er tritt mit seinen beeindruckenden Robot Dogs auf. Und Edward Norton ist auch zu sehen. Man wird wohl auch im zweiten Alita Teil nicht auf ihn verzichten können, das Ende des Films schreit nämlich nach einer Fortsetzung. Mit 404 Millionen Dollar Einspielergebnis dürfte dem Nachschlag nichts im Wege stehen. Das Drehbuch wurde von James Cameron verfasst.






Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Mittwoch, 24. Juli 2019

Lady Vengeance

























Regie: Park Chan-Wook

Die gutherzige Frau Guem-Ja

"Lady Vengeance" ist zum einen die Geschichte eines bösen Menschen Mr. Baek (Choi Min-Sik), der als angesehener Bürger seinen Beruf als Lehrer ausübt. Doch in ihm steckt der Tyrann und Sadist, ein Vergewaltiger, Kidnapper und Kindesmörder.
Seine Schülerin Lee Guem-Ja (Lee Yeong Ae) gesteht aber diesen Mord, der sich im Jahr 1991 ereignet und riesige Empörung in den Medien auslöst. Nicht nur die abscheuliche Tat selbst und die Jagd nach dem Mörder. Vor allem herrscht Entsetzen als sich ein hübsches, engelhaft wirkenden Mädchen, der man nachsagt sie habe Ähnlichkeit mit der Schauspielerin Olivia Hussey, als Mörderin herausstellt.
Dem Kommissar Detective Choi (Nam Il-Woo) kommen aber bei der Vernehmung Zweifel, weil die junge Frau die richtige Farbe des Lieblingsspielzeug des Kindes, eine Murmel, nicht mehr weiss.
Obwohl der Junge diese immer mit sich trug und diese auch beim Tatort gefunden wurde. Doch der Fall will wegen der Öffentlichkeit zum Abschluß kommen und Lee Guem-Ja wandert lebenslänglich ins Gefängnis.
Dort wandelt sich laut dem Anstaltspfarrer das Mädchen zum gütigen, christlichen Engel. Der Priester ist überzeugt, dass er den Engel in ihr nach vorne gebracht und die Hexe vertrieben hat.
So wird sie 2004 entlassen und noch am selben Tag merkt der Priester, dass alles nur Schein war. Lee Guem-Ja hat alles dafür getan, wieder nach draussen zu gelangen und einen perfiden Racheplan zu verfolgen.
Alles ist genauestens geplant, die Frau hat für ihre Rache einige ihrer ehemaligen Zellengenossinnen, die inzwischen draussen sind, als Komplizen gewinnen können. Während sie in einer Bäckerei eine Anstellung bekommt und den wesentlich jüngeren Geun-Shik ( Kim Si-Hoo) kennenlernt, der schwer auf die erfahrene Frau abfährt, setzt sie alles daran den Verbleib ihrer kleine Tochter Jenny (Kwon-Yea Yong) ausfindig zu machen, die damals vor Haftantritt zur Adoption freigegeben wurde...

Der südkoreanische Filmemacher Park Chan-Wook ist einer der wichtigsten Regisseure des asiatischen Kinos.
Seine filmischen Vorbilder sind so unterschiedliche Meister wie Robert Aldrich, Ingmar Bergman, Sam Fuller, Roman Polanski, Kim Ki-Young oder Alfred Hitchcock.
"Lady Vengeance" ist der dritte Teil seiner Rachetrilogie, die ihren Anfang mit "Sympathy for Mr. Vengeance" begann, mit dem sehr brutalen "Oldboy" fortgesetzt wurde und mit dem eher verschnörkelten "Lady Vengeance" nun abgeschlossen wurde.
Dieser dritte Teil ist in seiner Machart zuerst etwas gewöhnungsbedürftig, weil Park Chan-Wook seine Geschichte nicht chronologisch erzählt, sondern dem Zuschauer Fragmente in erlesenen Bildkompositionen liefert. Daher wirkt am Anfang alles wie ein Puzzle, dass man erst zusammenfügen muss.
Dies geschieht dann auch durch eine verstörende Beleuchtung zum Thema Selbstjustiz, die nachhaltig wirkt und in einer alten Fabrikhalle mit allen erdenklichen Emotionen und menschlichen Abgründen und Aggressionen entlädt.
Im Gegensatz zu diesem Alptraum stehen andere Szenen, die begleitet von Orchesterklängen und hypnotischen Engelsgesängen des Moho Baroque Ensembles, die dem Zuschauer Schönheit suggerieren, weil er soviele strahlend helle Bilder entdeckt. Doch der Schein trügt...
Bewertung: 10 von 10 Punkten.

Knight Moves

























Regie: Carl Schenkel

Das Schachbrett eines Irren...

Man fragt sich immer wieder, was diese Anfangssequenz aus dem Jahr 1972 zu bedeuten hatte: Dort treffen sich zwei Jungen zum Schachspiel. Der Ältere (Joshua Murray) triumphiert gegen den etwas Jüngeren Herausforderer (Codie Lucas Wilbee), der sich irgendwann zähneknirschend geschlagen geben muss.  Der Verlierer dreht aber durch und sticht mit seinem Füllfederhalter in die Handfläche des Siegers. Viele Jahre später.
Der Zuschauer lernt den Schachgroßmeister Peter Anderson (Christopher Lambert) kennen, der das Strategiespiel seit seiner Jugend begeistert verfeinert hat und nun zu den besten Schachspielern der Welt zählt. Er wird betreut von der alternden Schachgröße Jeremy Edmonds (Ferdy Mayne) als Coach betreut. Peter will das Turnier gewinnen, als Favorit gilt allerdings der amtierende Weltmeister Viktor Yurilivich (Arthur Brauss). Überschattet werden die Anstrengungen der Spieler durch den Mord an einer jungen Frau. Vor allem Peter, der die Nacht mit dieser Debbie (Kehli O´Byrne) verbrachte, bringt sich durch eine Lüge bei den ermittelnden Polizeibeamten Captain Frank Sedman (Tom Skerrit) und seinem etwas heißblütigen Partner Detective Andy Wagner (Daniel Baldwin) in Verdacht. Die Cops engagieren die Psychologim Kathy Sheppard (Diane Lane), die feststellen soll, ob Peter ein Psychopath sein könnte.
Die Leiche wurde akribisch in Szene gesetzt, auffällig geschminkt und die Pulsadern aufgeschnitten, ohne dass auch nur ein Tropfen Blut verschüttet worden wäre. Ein unbekannter Anrufer, der den Mord an Debbie zugibt,  meldet sich bei aber bei Sanderson, kündigt weitere Morde an, weil er mit Sanderson ein Spiel spielen möchte....

Der schweizer Carl Schenkel war der Regisseur von "Abwärts" - sein Schachspiel-Thriller "Knight Moves" war 1992 sein bekanntester amerikanischer Film und vor allem mit 2 Millionen Zuschauer ein großer Erfolg in Deutschland. In den USA selbst floppte der Serienkillerfilm über ein durchgeknalltes Schachgenie. Schenkels Film ist nicht durchgehend gut gelungen, gegen Ende wirkt der Film m.E. zu überfrachtet mit Handlungselementen. Hier wäre etwas mehr Subtilität ganz gut gewesen, dennoch ist der Film in weiten Teilen recht gelungen, er hat mir aber damals im Kino besser gefallen als jetzt mit der DVD Wiederholung. Empfehlenswert vor allem für Leute, die mal eine Christopher Lambert Double-Feature Filmnacht machen wollen und gleich nach "Knight Moves" den etwas besseren "Ressurection" in den Player schieben.

Bewertung: 6 von 10 Punkten.

Jennifer 8

























Regie: Bruce Robinson

Blinde Opfer...

John Berlin (Andy Garcia) ein Cop aus Los Angeles ist durch seine Ehe auch beruflich in der Metropole gescheitert. Deshalb nahm er auch gerne das Angebot seines alten Freundes und Berufskollegen Freddy Ross an, doch wieder in der Kleinstadtpolizei mitzuarbeiten. Doch in Eureka geht es auch nicht gerade ruhig zu, denn auf einer Müllhalde wird ein Landstreicher tot aufgefunden. Möglicherweise Selbstmord, aber warum liegt auch noch eine Hundeleiche daneben und da aller guten Dinge drei sind: Eine abgetrennte Hand wird noch gefunden. Die nachfolgenden Routineuntersuchung weiten sich allerdings sehr schnell zu einer groß angelegten Spurensuche aus, mit einigen Kollegen wie dem hitzigen, cholerischen John Taylor (Graham Beckel) versteht sich der neue Cop aus der Großstadt auch nicht besonders gut. Schnell vermutet John Berlin im Laufe der Ermittlungen einen Serientäter. Er geht von bisher sieben Opfern aus, die dem Täter zum Opfer fielen. Die Akte bekommt sehr schnell den Namen "Jennifer", benannt nach dem ersten Opfer. Vermutlich waren alle Frauen blind. Diese Spur führt Berlin ins nahe gelegene Blindenwohnheim. Möglicherweise lebt der Täter ganz in der Nähe. Dort lernt er einen unfreundlichen Anstaltsleiter kennen, aber auch die blinde Helena Robertson (Uma Thurman) , die eines der Opfer kannte und aus dieser Konstellation möglicherweise auch schon einmal dem Täter begegnet sein könnte. Berlin findet Gefallen an der schüchternen Frau. Immer öfters trifft er sich auch privat mit ihr, Freund Freddie und dessen Frau Margie (Kathy Baker) freuen sich zwar darüber, sind sich aber nicht sicher, ob diese Beziehung auf Dauer funktionieren könnte.  Als sich an Weihnachten ein Unbekannter nach Helena erkundigt wird die Sache für alle Beteiligten äusserst gefährlich...

"Jennifer 8" von Bruce Robinson ist 120 Minuten lang und braucht am Anfang etwas Zeit, um in Fahrt zu kommen. Nach einer gewissen Zeit stellt sich aber eine durchgängig gute Spannung auf, es gibt sogar einige Szenen, die starken Suspencegehalt bieten: Das Bad von Uma Thurman, bei dem sie nicht alleine ist oder auch das Eindringen von Andy Garcia in das Blindenheim, dort könnte hinter jeder Ecke der böse Mann lauern. Kann sein, dass die Lovestory zwischen Cop und der blinden Frau in der Mitte des Films ein bisschen zu Lasten der Dynamik geht, aber angesichts des Steigerungspotential bis fast zum Schluß, ist das lediglich ein kleiner Schönheitsfehler. Ansonsten bietet "Jennifer 8" gesamthaft doch eher  überdurchschnittliche Serienkillerkost. Auch das Setting und die Locations wirken atmosphärisch mit Dauerregen und Schnee.

Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Mother

























Regie: Bong Joon-Ho

Mutter ist die Beste...

Wie in Trance bewegt sich eine ältere Frau über ein Feld. Ihre Haare wehen etwas unordentlich im Wind. Die Frau wirkt etwas wirr und entrückt, aber ihr Gesichtsausdruck scheint seltsam glücklich. Sie summt vor sich hin, scheint sich beinahe tanzend zu bewegen, ein Mensch im Einklang mit der Umwelt ?
Eher nicht, denn die ältere Frau lebt eher isoliert von ihrer Aussenwelt.
Yun Hye-Ja (Kim Hye-Ja) heisst sie und ist alleinerziehende Mutter, die zusammen mit ihrem etwas debilen Sohn Do-Jun (Won Bi) lebt,  Getreide verkauft und zudem die Leute ihrer Ortschaft mit Akupunktur behandelt, ohne dafür eine Lizenz zu haben. Der Sohn ist bereits 29, recht hübsch, aber durch seine leichte Behinderung ein Aussenseiter, der auch wegen seiner leichten Behinderung keine Freundin hat.
Lediglich der geldversessene Frauenheld und Möchtegerngangter  Jin-tae (Jin Ku) ist eine Art Kumpel. Dieser zieht mit Do-Jun manchmal um die Häuser, der Kontakt wird aber von der fürsorglichen Mama mit Argusaugen betrachtet.
Yun Hye-Ja meint, dass der Kumpel vom Sohn ein schlechter Umgang für ihn ist.
Tatsächlich gibts immer mal wieder Ärger. Als Do-Jun von einem zu schnell fahrenden Auto fast erfasst wird, gehen die beiden jungen Männer dem Fahrerflüchtigen nach und erkennen den Wagen auf einem Golfplatz. Dort wird schnell mal der Spiegel des teuren Wagens demoliert und Mama muss Sohnemann bei der Polizei abholen.
Doch es kommt noch dicker. Tage später wird Do-Jun verhaftet. Er soll ein junges Schulmädchen ermordet haben.
Tatsächlich kann sich Do-Jun erinnern, dass er im betrunkenen Zustand diesem Mädchen nachlief, versucht sie in diesem kleinen Gässchen anzumachen, das Mädchen reagiert aber abweisend und Do-Jun rennt davon. Am nächsten Tag ist aber dieses Schulmädchen tot, ein Golfball neben dem Opfer wird gefunden und so wird der behinderte junge Mann zum Hauptverdächtigen. Die Polizei hat auch schnell ein Geständnis durch subtile Drohung des "Dorfdeppen".
Problematisch ist tatsächlich das Erinnerungsvermögen von Do-Jun, der sich nur unter großer Anstrengungen erinnern kann und durch seine Behinderung generell massive Gedächtnislücken hat.
Die Mutter weiss natürlich, dass ihr Sohn keiner Fliege was zuleide tut und gibt sich nicht mit der abgeschlossenen Ermittlung der Polizei zufrieden. Sie macht sich auf in Eigenregie zu ermitteln...





Bong Joon-Ho ist einer der interessantesten Filmemacher Südkoreas. Auf sein Konto geht das verstörende Meisterwerk "Memories of a Murder", wo es um die Jagd nach einem Serienkiller geht und in dem der Regisseur auch die sehr fragwürdigen und gewalttätigen Ermittlung-Methoden der Polizei offenlegt. In "Mother" setzt sich diese Thematik wieder fort.
Nebenbei schafft er es die Charakterstudie einer besorgten Frau zu zeigen, die einerseits sozial isoliert erscheint und andererseits noch zusätzlich am Rande der Selbstzerstörung agiert.
Für Spannung sorgt ein guter Suspenceanteil, der sogar einen Hitchcockfilm zitiert, den ich jetzt nicht nennen will, da ansonsten die Auflösung vielleicht verraten werden könnte.
Auch ansonsten klingt öfters die abgründige Phantasie vom Master of Suspence an.
Der Film ist durchgehend glaubwürdig, unterhaltsam und spannend komponiert. Darüberhinaus hat Bong Joon-Ho einen großartigen Sinn fürs Visuelle, dies ermöglicht natürlich die Entfaltung einer enormen Wirkung. großen Anteil daran hat die Kamera-Arbeit von Hong Kyung-pyo.



Bewertung: 10 von 10 Punkten.

The Howling

























Regie: Yoo-Ha

Wolfshund...

Howling" ist ein Film des koreanischen Regisseurs Yoo Ha aus dem Jahr 2012, er hat nichts mit dem gleichnamigen Werwolf-Klassiker von Joe Dante zu tun. Der Thriller erinnert eher an die perfide Geschichte, mit der uns Samuel Fuller mit "Der weiße Hund von Beverly Hills" konfrontierte.
War es Mord oder Unfall ? Jedenfalls ist die Spurensuche bei der ersten Begutachtung am Tatort - eine Tiefgarage - noch völlig ratlos. Das Opfer verbrannte in seinem Wagen, aber auch Bißspuren lassen sich feststellen.
Am Tatort die eingespielte Mordkommission und die junge und unerfahrene Polizistin Eun-yeong (Na-yeong Lee), die sich auf ihren ersten Arbeitstag freut. Vorher war die engagierte Polizistin mit dem Motorrad unterwegs und fuhr Streife durch die Straßen von Seoul.
Der Empfang, den ihr ihre männlichen Kollegen bereiten, ist äusserst frostig und gar ablehnend, sie soll die Partnerin des rauen, chauvinistischen und zynischen Detective Sang-gil (Kang-ho Song) werden, der endlich mal befördert werden will und dann dieses unnötige Anhängsel. Er ist auch nicht gerade erfreut, dass sein Chef ihm genau diesen "Unfall" zum aufklären gibt.
Die Kollegen amüsieren sich über das ungleiche Paar und nutzen jede sich bietende Gelegenheit der jungen Frau die Schreibtischarbeiten aufzubrummen.
Wenige Tage darauf gibt es einen weiteren Toten, der ebenfalls unter mysteriösen Umständen gestorben ist. Offenbar wurde er durch einen Wolf oder Wolfshund zerfleischt.
Nun ermittelt Sang-gil ambitionierter, denn er rechnet sich beim Aufklären der beiden Morde große Chancen aus, endlich aufzusteigen.
Daher igrnoriert er den Rat seiner jungen Kollegin, die Kollegen mit ins Boot zu holen, um zu helfen. Der ehrgeizige Ignorant lehnt ab, stattdessen wartet er nur auf Fehler seines unliebsamen Anhängsels. Sehr bald kommen die beiden durch die mangelnde Zusammenarbeit an ihre Grenzen...

Irgendann denkt man an einen Mysteryfall, denn was sucht ein Wolf in Seoul und was bewegt den Wolf zum Serienkiller ? Interessanterweise bleibt alles bodenständig und verlässt die Pfade des etwas ungewöhnlichen Polizeithrillers nie. Dabei ist der Film gut unterhaltsam und hält - trotz ein bisschen Überzogenheit und einer gewissen Nähe zum Kitsch - die Spannungskurve gut im Griff.
"Howling", der auf einem japanischen Roman von Asa Nonami basiert, ist in der Auflösung allerdings etwas konstruiert geschrieben. Wie sehr oft liefert der koreanische Film auch hier Einblick in eine sehr sonderbare Welt der dortigen Polizisten, hier sind es unverbesserliche Ignoranten, die junge Beamtin kann einem bei soviel männlicher Doofheit leid tun. 
Regisseur Yoo-Ha war mir vor allem bekannt durch den sehr guten Martial-Art Beitrag "Blood and Flowers".

Bewertung: 7 von 10 Punkten.